9. Mai 2020

Hallo! Was gibt es Neues von meinen Büchern?
Also, ich muss etwas gestehen … Worms 4 stagniert schon seit einem Monat. Es verhält sich nämlich wie folgt: Ich habe einen Handlungsstrang, der seit jeher für Mitte/zweite Hälfte geplant war, vorgezogen an den Anfang des Romans. (Ich hatte ein schlechtes Gefühl dabei, aber ich hab mir eingeredet, das sei schon in Ordnung!) Doch mit dieser Entscheidung war ich nicht zufrieden, habe hin- und hergegrübelt und kam zum Schluss, dass der Handlungsstrang nach hinten gehört. Nur leider ist er in den Anfang des Romans schon fest eingewoben. Entweder muss ich viel umschreiben (und das ist sehr doof, wenn man auf Papier schreibt, weil ständig der Platz ausgeht) oder alles verwerfen. Ich habe beschlossen, alles zu verwerfen (es ist aber erst ein halber DIN-A4-Block, wären also ca. 40 Buchseiten). Das hat mir etwas die Motivation genommen, und ich ging zu einem anderen Projekt über, das ich seit letztem Jahr im Auge habe.

Die gute Nachricht: Dieses Projekt ist seit gestern fertig!
Es ist ein Buch, das inspiriert ist von den alten Germanen, von Marvels Thor und Loki, und von Edda und Wagneropern. Das Besondere ist, dass ich das ganze Buch über den Stil alter Epen imitierte, mit Alliterationen, typischen Schilderungen von Kampfszenen, usw. Stellenweise wird sogar gereimt.
Ja, ich gebe es zu: Meine Liebe zur großen Literatur begann mit den Epen, und zu den Epen zieht es mich zurück. Was ich scherzhaft anzudrohen pflegte, wird bald wahr: Irgendwann werde ich nur noch in Versen schreiben, Minuskelschrift verwenden und völlig den Bezug zur Gegenwart verlieren. Für die Schreibfedern sorgen dann übrigens meine wundervollen Schwarzköpfchen.

Das neue Buch ist: Eigenartig, sonderbar, total übertrieben. Aber das Tolle daran ist: Das, was der Roman sein will, zieht er bis zum Ende durch. Er will eine Reminiszenz an alte Sagen sein, und das ist er von Anfang bis zum Schluss. Wie viele andere Bücher geben sich den Anschein, etwas Besonderes zu sein oder (als Verbeugung vor dem Original) etwas Besonderes imitieren zu wollen, und rutschen nach den ersten 10 Prozent (praktischerweise immer die Amazon-Leseprobenlänge, ne?) in die alten Geleise: Alles Besondere, alle Alleinstellungsmerkmale werden zurückgestellt, damit Platz ist für die 08/15-Handlungsstränge. Ich bin dann immer enttäuscht. Bei Büchern mag ich Werke, die nicht glattgeschliffen sind vom Mainstream, ich mag Bücher mit Persönlichkeit, besondere Bücher, nicht die zehnmillionste Liebesgeschichte, die nur ein vielversprechendes Setting gekapert hat und nun in die altbekannten Gewässer steuert.
Ich bin mir sicher, viele Leser würden das neue Projekt für schlecht und bemüht und altertümelnd halten. Zum Altertümeln muss ich aber sagen: Altertümeln tun nur die, die alt klingen wollen und es nicht können: „Oh holde Bauernmaid, wie bist du schön!“ – Da „hold“ das Lehnsverhältnis bezeichnet, ist es hier fehl am Platze.
Wer dagegen weiß, wie man die Sprachmuster früherer Zeiten, anderer sozialer Schichten und bestimmter Autoren imitiert, weiß, was er tut. Meine Güte, ich achte sogar darauf, wer heutzutage noch bewusst den Ablativ verwendet! Lösung: Es sind immer ältere Semester, die sich meistens einer Professur erfreuen. Ablativ = Fall für kluge Köpfe.
Und da ich ja mehr Bücher aus alten (und uralten) Zeiten gelesen habe als Gegenwartszeug, kann ich weit besser frühere Sprachstile imitieren als Leute, die ihr „Wissen“ über frühere Epochen nur aus Historienromanen und dem Fernsehen haben.

In diesem Sinne: Das neue Buch hat wieder einmal eine winzige Zielgruppe, aber das ist ja nichts Neues bei mir.

Doch jetzt ist es schon fertig, wird ein paar Monate lang herumliegen und staubig werden, denn ich widme mich (endlich! endlich, ich Langsame) dem Diktat der Worms-Bücher 1,5 und 3.