Am 05.05. war ich endlich wieder in einer Götterdämmerung! Es war bereits meine neunte, und meine erste Premiere! (Normalerweise hätte ich nie eine Karte für eine Premiere gekauft, denn beim heutigen Regietheater weiß man nie, ob’s einem gefallen wird. Schlimmstenfalls wallt man arglos ins Opernhaus, und dann müssen die Sänger alle unter Holzmasken der alemannischen Fasnet singen oder was auch immer. Lieber kaufe ich Karten für eine spätere Saison, wenn es schon Bilder und Kritiken gibt.)
Diesmal aber wusste ich schon, wie die Inszenierung aussieht, denn ebendiese durfte sich bereits 2018 in Düsseldorf der Öffentlichkeit stellen. (Die Kostüme der Solisten finde ich wunderschön, bin aber nicht sicher, ob das Geschehen auf der Bühne mir zugesagt hätte.)
Also, eine Karte gekauft (es gab nur noch welche in Reihe 2, oh wehe! Ich will doch immer Reihe 1! Eins! Eins!!!!).
Doch dann, einen Monat vor der Duisburger Premiere, wurde das Duisburger Theater von der eigenen Sprinkleranlage mit 80.000 Liter Wasser geflutet. Man beachte, dass in der Götterdämmerung der Rhein über die Ufer tritt und die Ruinen der Gibichungenhalle überflutet. Als hätte das Schicksal gesagt: „Ihr wollt Götterdämmerung proben? Dann mal los!“
Also: „Was ist’s mit den ewigen Göttern?“ Zunächst war nicht einmal sicher, ob und wo und in welchem Umfang sie aufgeführt werden konnte, denn die Bühne war unbespielbar geworden. Nach einiger Zeit des Wartens dann die Auskunft: Die Götterdämmerung findet doch statt! Und zwar in der Mercatorhalle, und – jetzt kommt’s, jetzt kommt’s – KONZERTANT!
Das soll heißen: Keine Inszenierung, keine Kostüme. Konzertant heißt aber auch: Kein Regietheaterunsinn (sofern es hier welchen gegeben hätte)! Falls das jemand liest, der Regietheater zu schätzen weiß: Das freut mich für euch. Vielleicht bin ich in euren Augen ein Banause, aber dann soll es so sein. Früher übrigens war ich um einiges toleranter in Bezug auf kreative Regisseure, aber zwei (finde ich) grauenvolle Inszenierungen haben mich auf ewig vergrämt.
Also, eine konzertante Götterdämmerung! Am 05.05. war ich dort. Der Intendant (?) hat sich vor Beginn tief gerührt beim Publikum für seine Treue bedankt, das war wirklich schön. Es gibt übrigens Leute, die fahren sogar 550 Kilometer, um einer gezwungenermaßen konzertanten Götterdämmerung beizuwohnen. Duisburg, ihr seid klasse!
Es war großartig. Ein Orchester in Wagnergröße, also 110 Musiker und Musikerinnen (oder sogar noch mehr?), exzellente Solisten, der hervorragende Chor, ein großartiges Dirigat. Von Musik habe ich keine Ahnung, ich habe kein Musikgehör, also kann ich kein Urteil fällen oder näher auf die einzelnen Leistungen eingehen, das wäre vermessen. Ich bin nur passionierte Wagnerianerin, aber eines weiß ich: Ich war von allen begeistert!
Es war im Zuschauerraum, vor allem vorne, recht hell (die Musiker auf der Bühne brauchen ja Licht). Das hat mich leider daran gehindert, wie sonst tief in der Handlung zu versinken. Mir ist es am allerliebsten, wenn ich in der Oper alles um mich herum vergesse. Dafür war es aber sehr interessant, einmal genau zu erleben, wie diese erhabene Musik eigentlich „gemacht“ wird, wie und wann ein Dirigent Zeichen gibt, usw.
Am Ende war das ganze Publikum so ergriffen, dass wohl sieben bis zehn Sekunden geschwiegen wurde. Vielleicht sogar noch mehr. Für Opernverhältnisse ist das eine unglaublich lange Zeit! Der Applaus fiel dann auch gebührend frenetisch aus. So muss es sein!
Danach lud man alle zur Premierenfeier im Foyer. Dort wurden die Mitwirkenden noch einmal alle vorgestellt, und die Zuschauer hatten die Gelegenheit, sie sogar anzusprechen! (Echte Opernsänger! Aaaah! Ich hatte vorher noch nie mit echten Opernsängern gesprochen!) Sie waren alle sehr nett 🙂
Also, alles Götterdämmerung!
Die nächste wird Nummer zehn sein. Noch habe ich keine Karte gekauft, denn die Götterdämmerungen in der Nähe sind mir entweder zu klein (reduziertes Orchester) oder zu Regietheater. Hoffentlich gibt es demnächst eine wundervolle, altmodische, prächtige Inszenierung, mit Speeren, und schwarzer Bühne (Bühnenbild braucht’s für mich nicht) und meinen Lieblingssängern!!!!!!!!
Zurück zu meinem Autorendasein.
Aeterna wurde am 15. Mai zu Ende geschrieben. Inzwischen sind Aeterna wie Kriegsfels fertig diktiert worden. Ab morgen werden sie erst einmal korrigiert. (Dragon war wie immer sehr kreativ.) Außerdem muss ich endlich für „Projekt Mexiko“ recherchieren. Die Handlung steht bereits.
Aeterna hat ca. 230 Seiten. Endlich mal mehr!
Kriegsfels hat schlappe 100.
Aeterna merkt man es sehr an, dass ich Wagnerianerin bin: Es liest sich so wuchtig wie Wagners Opern, und die Figuren muten manchmal sehr statuesk an, als stünden sie reglos auf einer Bühne und sängen von Tod und Untergang. Man merkt auch, dass Götterdämmerung meine Lieblingsoper ist, und zwar nicht nur an den doch recht häufig vorkommenden wörtlichen Zitaten, sondern auch an der Handlung: Hier brennt eine halbe Stadt, hier wird pathetisch untergegangen, hier ist die Oberschicht bereit für ihr Ende wie die Götter im Saal von Walhall, von den Scheiten der Weltesche umgeben. – Ich leugne es nicht, hab’s ja schon immer zugegeben: Ich schreibe Fanfiction. Zu den Habsburgern, Hohenzollern, Nibelungen und zu Wagner. Und zu Papageien.
Weiterhin möchte ich mit Projekt Mexiko schreibstilmäßig neue Wege gehen. Dazu aber später mehr, für heute ist es genug.