Archiv der Kategorie: Historische Hintergründe

150 Jahre Kaiserproklamation

Eine kurze Internet-Recherche über das Echo des heutigen Gedenktages in den einschlägigen Zeitungen hat mir gezeigt, dass man dieses Thema mit Vorsicht, Kritik und moderner Geisteshaltung zu behandeln habe, wenn man nicht als Romantisierer autoritäter Zustände gelten will. Somit sollte ich dem Zeitgeist geben, was er zu verlangen sich berechtigt sieht: Die Protagonisten von 1871 muss der Mensch von heute kritisch betrachten, sollte, wenn er zu einer als richtig geltenden Deutung gelangen will, von jedweder charakterlichen vorbildlichen Eigenschaft und historischen Größe nicht nur die offensichtlichen Charaktermängel, die schon den Zeitgenossen bekannt waren, sondern auch die dem heute geltenden Weltbild zuwiderlaufenden Ansichten abziehen; am besten doppelt, denn so macht man das heute, da die Gegenwart und nur die Gegenwart, wie sie formuliert wird von Twitter usw., das einzig gültige Werkzeug ist, einen Menschen zu messen, zu beurteilen und gegebenenfalls zu verurteilen. – Schwer ist es, einen Menschen unter Berücksichtigung seiner zeitlichen Verwurzelung zu bewerten; leicht aber, ihn mit der eigenen Meinung zu vergleichen und alles, was nicht übereinstimmt, zu verdammen.
Im Übrigen besitze ich

  • 9 Biographien über Kaiser Wilhelm I.*
  • 36 Biographien über Bismarck*
  • 49 Biographien über Kaiser Wilhelm II.*
  • 59 Bücher über die Hohenzollern/Das Deutsche Kaiserreich
  • 11 Bücher über den I. WK
  • sowie zwei Bücher, von denen ich nicht weiß, wem ich sie zurechnen soll: ein Buch mit Briefen von Wilhelm I. und Bismarck, und ein Buch (das älteste, das ich besitze) namens „Das Buch vom Kaiser Wilhelm und seinem Kanzler Bismarck“

Nur falls jemand sich befleißigen möchte, mir völliges Unwissen vorzuwerfen …

* Es sind nicht alles Biographien. Es gibt auch Einzeldarstellungen wie z. B. „Kaiser Wilhelm II. und die Technik“ oder „Bismarck im Urteil seiner Zeitgenossen und der Nachwelt“, Reden und Anekdoten- und Briefsammlungen

Also: 150 Jahre Kaiserproklamation!!!!

Über die historischen Umstände brauche ich nichts zu schreiben, das haben schon zehntausend Tüchtigere getan – doch stattdessen kann ich berichten, wie ich den heutigen Gedenktag gefeiert habe!
Selbstverständlich habe ich mir die passenden Musikstücke dazu angehört (… dir im Siegerkranz, Hohenfriedberger Marsch, Preußens Gloria, Fehrbelliner Reitermarsch mit und ohne Text ;-), und den Kaisermarsch. Letzterer stammt von keinem Geringeren als Richard Wagner!!!!!!! Übrigens: Wie allgemein bekannt, ist Wagner Wilhelm I. und zu einem anderen Zeitpunkt auch Bismarck persönlich begegnet.)

Meinen WhatsApp-Status habe ich mit Kaiserbildern gefüllt, damit die anderen informiert sind, was vor 150 Jahren geschah. Außerdem habe ich den Status meiner Mum „gehackt“ und auch dort an das historische Ereignis erinnert. Hehe!
Meine Mum hat vorher zufällig die halbe Rede des Bundespräsidenten zum Kaiserreich angeschaut und mir dann Bericht erstattet, ob ich das heute auch anschauen solle …

Zudem habe ich eine Halskette mit einem Münzanhänger umgehängt. Wer wohl darauf zu sehen ist?

Ein Buch, das ich mir vor einiger Zeit bestellt habe, habe ich heute erst geöffnet: Ulrich Nonns „12 Tage und ein halbes Jahrhundert. Eine Geschichte des Deutschen Kaiserreiches“. Auch die schon vor einigen Jahren erschienene Bismarck-Biographie des Autors hat mir sehr gefallen.

Da ich unschlüssig war, ob ich heute eine Biographie über Wilhelm I. oder eine über Bismarck lesen soll, habe ich mich entschieden, wieder einmal meine zwei Anekdotenbände über den Kaiser und den Kanzler zu lesen. Diese Bücher haben mich in traurigen Stunden schon oft aufgeheitert!

Gestern habe ich zur Einstimmung einen Film über Bismarck angeschaut.

Wusstet ihr übrigens, dass ich einmal in Hamburg gewesen bin? (Rhetorische Frage, woher solltet ihr das auch wissen X-D) Dort steht natürlich das weltgrößte Bismarck-Denkmal. Allerdings habe ich von diesem Denkmal nur ein einziges Foto gemacht. Wie geht das?, würden meine Bekannten sich fragen: Schließlich bin ich derart fotoversessen, dass ich es vollbracht habe, von einem einzigen Gebäude 300 Fotos zu schießen (und zwar nur von der Außenseite)!
Nun ja, zu dieser Zeit hatte man auf dem Kopf des Bismarck-Denkmals eine Installation angebracht: einen Steinbock. Moderne Kunst. …
Welche Pläne es inzwischen fürs Bismarck-Denkmal gibt, sage ich nicht in diesem Artikel. Mir gefallen sie natürlich nicht. (Ein kurzer Hinweis für Eingeweihte: Was ich 2019 als Schreckensvision in einem Buch (Niedergang von Aeterna) mir ausgedacht hatte, Schreckensvision einer Zeit, in der man alle Denkmäler stürzt, hat sich von Erfindung in Wahrheit verwandelt.)

Leider war mir damals, als ich Hamburg besichtigte, nicht bewusst, dass Friedrichsruh, Bismarcks Altersruhesitz, ganz in der Nähe liegt. Sonst wäre ich dort auf jeden Fall hingefahren und wäre – sogar trotz mangelnder natürlicher Grazie – gleichsam durch die Ausstellung geschwebt, getragen von der Begeisterung für Geschichte.

Wer weiß, wie die Welt in zehn Jahren aussieht, beim 160-jährigen Jubiläum. Sofern es mich dann noch gibt, ist meine Aufgabe wohl Schweigen.

(Wer an diesem Blogartikel Anstoß nimmt, sei davon versichert, dass er sich nicht die Mühe zu machen braucht, mich umstimmen zu wollen. Ich, im Besitz von 160 Büchern zum Kaiserreich und seinen prominenten Persönlichkeiten, erlaube mir den Genuss, an meiner Meinung festzuhalten – und sollte ich sie irgendwann doch ändern wollen, dann nur aufgrund eingehender Lektüre und eigener Schlüsse, nicht aber aufgrund von Belehrung durch irgendwelche Leute, die meinen, mich gönnerhaft zur Erkenntnis führen zu sollen, um sich selber als Anführer und Seelenretter zu fühlen.)

Welch ein Tag vor 150 Jahren!

150 Jahre Deutsches Kaiserreich!

Mit dem Inkrafttreten der Novemberverträge, in denen die süddeutschen Staaten ihren Beitritt zum Norddeutschen Bund erklärten, begann heute vor 150 Jahren die staatsrechtliche Existenz des Deutschen Reiches. (Bayern war, wenn man es genau nimmt, erst ab dem 21. Januar, dem Tag der Zustimmung seines Abgeordnetenhauses zum Beitritt, Mitglied des Reiches.)

Was das für uns heutige Menschen bedeutet:

  • Es gibt ganz viele neue Veröffentlichungen zum Deutschen Kaiserreich! Und natürlich stehen schon alle auf meiner Wunschliste!
  • Solche historischen Jubiläen/Gedenktage bieten die Möglichkeit, die Allgemeinheit an das jeweilige historische Thema zu erinnern und es mehr ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.
    Das ist freilich nicht nötig für Leute, die – wie ich – täglich, stündlich, eigentlich ständig ans Deutsche Kaiserreich denken. 😉 Wir sind uns an jedem Tag des Jahres und in jedem Jahr der Vergangenheit bewusst. Und dank des 150-jährigen Kaiserreichjubiläums können wir all jenen, die wir ohnehin dauernd an unseren liebsten Geschichtsthemen teilhaben lassen (ob sie’s wollen oder nicht) nun endlich ohne schlechtes Gewissen noch mehr über Geschichte erzählen, und sie dürfen sich nicht beklagen!

Zwar merke ich mir Termine und Geburtstage von lebenden Menschen anhand historischer Daten, aber von Mathematik habe ich keine Ahnung. Dazu eine amüsante Anekdote: Vorgestern fiel mir ein, dass mit Ablauf des Jahres 2020 auch der 150-jährige Abstand zu den Ereignissen des Jahres 1870 abläuft. Damit sinken alle Ereignisse des Jahres wieder aus dem öffentlichen Bewusstsein. Und dann begann ich allen Ernstes zu überlegen, welches andere historische Jahr 2021 sein Jubiläum feiern könnte … Mein persönlicher Heureka-Moment war es, als ich mit holmeshafter Raffinesse feststellte, dass nach 1870 im Jahre 2020 das Jahr 1871 anno 2021 seinen 150-jährigen Jahrestag feiern darf! Ja. Mathematik ist wirklich nicht meins … X-D

Also kann ich dieses Jahr von Reichsgründung, Kaiserproklamation, Einzug der Truppen in Berlin, Fürstenerhebung des Kanzlers, Übergabe des Marschallstabes an Moltke und vieles mehr reden!
Und vor allem kann ich viele Bücher kaufen!!!!!! Obwohl ich ja wirklich schon 30 Biographien über Bismarck habe.

An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass ich vor ein paar Tagen erst entdeckt habe, dass es eine neue Biographie über Kaiser Wilhelm I. gibt. Seit September! Und mir hat niemand was davon gesagt! Unmöglich! Nicht einmal Amazon! Also wirklich: Den eifrigsten Lesern die besten Bücher verschweigen, was soll denn das! 😉 Der Autor ist außerdem Mitarbeiter im österreichischen Bundeskanzleramt; vielleicht hat er seinem Chef Sebastian Kurz eine Ausgabe des Buches geschenkt. – Im Übrigen hätte mir auch Sebastian Kurz sagen können, dass einer seiner Mitarbeiter ein Buch über einen meiner Lieblingskaiser geschrieben hat. Er kennt mich zwar nicht persönlich – es wäre aber trotzdem toll gewesen, wenn mich jemand informiert hätte!

Seit mein Schreibtisch aufgeräumt ist, stehen die Büsten von Wilhelm II., Wilhelm I., Bismarck und Wagner direkt vor mir. Die Bismarck-Büste ist 2 cm größer als die Wilhelms. Zuerst wollte ich Bismarck in die Mitte stellen, da es symmetrischer ausgesehen hätte, wenn die große Büste von den zwei kleineren flankiert wäre, doch aus Rücksichtnahme auf die Ereignisse des Jahres 1890 habe ich mich umentschieden (ihr wisst schon: die Entlassung …). Nun steht Wilhelm I. in der Mitte, der vertrug sich mit beiden!

Außerdem habe ich mir zum Jahresende noch ein Buch gekauft, das neu 40 Euro gekostet hätte, aber ich habe es gebraucht für 1,73 bekommen! Juhu! Es ist ein Reprint über Bismarck aus dem Jahre 1895. Weiterhin ist heute ein Buch über Wilhelm I. angekommen: 3. Auflage 1899. Es ist noch ungelesen! Die Absenderin wohnt passenderweise in der Roonstraße.

Eine Anmerkung in eigener Sache will ich mir, hier auf meinem Blog, gestatten:

Natürlich sind viele meiner Bücher vom Kaiserreich und dessen großen Persönlichkeiten inspiriert, allen voran „Der Kaiser von Huwelreich“. Dort gibt es eine Figur, die zu 100% von Bismarck inspiriert ist; es gibt einen Kaiser, der der allgemeine Leserliebling ist und eine Mischung aus Wilhelm I. und Wilhelm II. darstellt; es gibt einen Kaiser, der ebenfalls Züge von Wilhelm II. in Verbindung mit Zügen von Franz Joseph aufweist; eine Prinzessin, die von Augusta inspiriert ist, und dazu viele, viele Anspielungen an die alte Kaiserzeit.

In diesem Sinne: Ein frohes neues Jahr 1871 2021!

Der Mensch, den ich bewunderte, dem ich dann sieben Jahre lang gram war und den ich jetzt wiedergefunden habe

Die meisten Menschen, die ich bewundere, sind schon lange tot. In der erlesenen Riege der wenigen Lebenden befinden sich YouTuberinnen, Lehrer, Opernsänger, Shakespeare- und Superschurkenschauspieler, ehemalige Schulkameradinnen, schwäbische Hausfrauen und Nachbarinnen, und Testleserinnen.
Und dann gab es da noch den Papst.

Bei seinem Amtsantritt 2005 war mir Kardinal Joseph Ratzinger kaum bekannt. 2005 war für mich das Jahr, in dem ich die große Literatur entdeckte, in dem ich zum ersten Mal Goethe, Schiller, Cervantes, Homer und Shakespeare las und zum zweiten Mal das Nibelungenlied. 2004/5 machte ich zum ersten Mal zaghafte, arglose und erstaunte Ausflüge in die Welt der Weltgeschichte.

Das Leiden und Sterben des Papstes Johannes Paul II. habe ich in den Medien verfolgt wie so viele andere auch. Ich war traurig über seinen Tod und ergriffen von der Würde der Zeremonien, die der Größe dieses seit 2000 Jahren bestehenden Amtes vor aller Augen Ehre zollten.
(Dass ebender Papst Johannes Paul II. viele Traditionen aufgehoben oder abgeändert hat, findet in der Retrospektive nicht unbedingt meinen Beifall. Vor allem das „Sic transit gloria mundi“ ist doch ein Ritual, das weise und wahr ist wie kein anderes.)

Und dann wurde ein Deutscher zum Papst gewählt. Ich war stolz und begeistert wie alle anderen auch, war auch erstaunt, dass die Tagesschau dem Papst fast die ganze Viertelstunde ihrer Sendezeit widmete (oder gar noch mehr? Ich glaube, sie haben damals überzogen. Für den Tod von Johannes Paul II. haben sie, wenn ich mich recht entsinne, auch schon 11 Minuten verwendet, für Benedikts Wahl aber noch mehr.)
„Ich bin nur ein demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn.“ Damit waren meine Mutter und ich schon vom neuen Papst überzeugt. Ich bin noch vom alten Schlag, ich liebe Demut mehr als Großtuerei, ich liebe den leise sprechenden Weisen mehr als die Scharen, die nur schreien, um ihr Unwissen zu übertönen.
Es freute mich, dass die Bild-Zeitung „Wir sind Papst“ titelte; es freute mich, dass die Begeisterung viele erfasste.

Vor allem aber war der Investiturstreit damals das erste historische Thema, mit dem ich mich richtig eingehend beschäftigte. (Nur die Geschichte der Burgunder kam noch früher, konnte aber wegen der geringen Anzahl dazu existierender Bücher nicht so vertieft werden, wie ich wollte.) Der Investiturstreit! Bis heute ist er ein Stück geistige Heimat für mich, seit damals gehören seine Protagonisten zu meinen historischen Lieblingspersonen ersten Ranges, und da er solch ein komplexes und anspruchsvolles Thema ist, habe ich es auch ihm zu verdanken, dass ich lernte, wie man sich in historische Themen eingraben muss, wenn man sie richtig (oder im Falle mangelnder Brillanz wie bei mir wenigstens annähernd) verstehen will.
Insgeheim habe ich gehofft, dass Joseph Ratzinger den Namen Gregor annimmt.

Ich hatte über Jahre sogar ein Papstposter an der Wand hängen. Es zeigte den Moment, als er zum ersten Mal auf den Balkon trat und mit ausgestreckten Armen die Stadt und den Erdkreis grüßte.
Das Poster stammte nicht von der Bravo (wie krass, dass sogar dieses Heftchen dem Papst ein Poster widmete. Ich für meinen Teil habe dieses Magazin nie gekauft.), sondern aus einem Geschichtsmagazin, einem ganz sonderbaren. Aus Anlass der Wahl Benedikts widmete es sich der Geschichte der Päpste. Es gehörte zu keinem bekannten Verlag, es schien von Inhalt und Aufmachung her völlig selbstgemacht und besaß wohl gerade drum den rührenden Charme des Sich-Bemühens. (Viel, viel Fehlerhaftes stand darin. Das Lustigste: An einer Stelle wurde doch tatsächlich der Begriff „Antipapst“ verwendet. Interessierte wissen, dass es in deutscher Sprache Gegenpapst heißen muss.) Aber ich glaube, das Heftchen kürte Gregor VII. zum wichtigsten Papst von allen, und deshalb sah ich über die vielen Fehler hinweg.

Da hing also das Poster jahrelang an herausragender Stelle. Eine Schulfreundin, die nicht wusste, worüber sie ihren Prüfungsvortrag machen soll, ermunterte ich, den Papst als Thema zu wählen. Ich lieh ihr auch meine Ratzinger-Autobiographie aus. Leider kam das Buch mit eingestoßener Kante zurück 🙁 Ihr Plakat für den Vortrag überließ sie am Ende mir. 🙂
Eine Schulkameradin, die den Papst auf dem Weltjugendtag gesehen hatte, schenkte mir ein Buch über den Papst in Deutschland. Außerdem kaufte ich einen Glasanhänger mit einem Bildchen von ihm, diverse Kalender, Bücher von ihm, z.B. den ersten Band seiner Jesus-Trilogie für meine Mutter usw.
Wir wollten ihm immer einen Brief schreiben, trauten uns aber nicht.
Seine Autobiographie bekam einen Ehrenplatz in der Vitrine bei den Biographien über einen Deutschen Kaiser.
Zur Recherche fürs Worms-Buch suchte ich nach Literatur über den Heiligen Augustinus, den ich der Hauptfigur als Lieblingsheiligen zugeordnet hatte, und kaufte ein Buch über Kirchenväter von Benedikt höchstselbst. Es hat mich sehr gefreut, dass Augustinus auch der Lieblingsheilige von Benedikt ist!
Ich fand einmal im Buchladen in einer großen Stadt (Ravensburg oder Ulm, oder etwa Stuttgart?) sogar ein Papstquartett, mit Benedikt auf dem Titelbild.

Und dann 2013 der Rücktritt. Ich erfuhr davon von einem Papsthasser am 11. Februar. Am Vortag war ich zum ersten Mal in einer Götterdämmerung gewesen, war dementsprechend noch selig, auch leicht nervenschwach und hatte vielleicht einen leichten Gehörschaden erlitten. Ich war so beleidigt, enttäuscht und wütend! Wie konnte der Papst zurücktreten, wie konnte er nur! „Gregor VII. ist nie zurückgetreten“, war mein Argument; Gregor VII. sah sich einem ganz anderen Gegner gegenüber und hielt aus bis zum Ende! „Ich habe die Gerechtigkeit geliebt und die Ungerechtigkeit gehasst, und deshalb sterbe ich in der Verdammung!“ So war sein letzter Satz! – Petrus höchstselbst, und all die anderen Märtyrerpäpste, keiner trat zurück! Schaut doch Pius IX. an, der hatte Bismarck, den klügsten aller Menschen, als Feind, und musste erleben, wie der letzte Rest des Kirchenstaats zugrunde ging! Auch der hielt aus, alle hielten aus, bis ihr Herr sie abberief! (Außer Coelestin, dem Himmelspapst, jaja; der war mir schon gleich unsympathisch.) Meine Güte, selbst Kaiser können zurücktreten, wenn die Kräfte schwinden, und ich nehme es ihnen nicht übel (Karl V.), aber ein Papst sollte das nicht tun! Ich wollte das nicht! Muss denn in dieser modernen Welt alles Althergebrachte niedersinken? Gibt es denn nichts, das immer fest bleibt, unerschütterlich ist? Zu Zeiten vom Investiturstreit hätte es das nicht gegeben, nein!

Und seit diesem Tag war ich beleidigt mit Papst Benedikt. Da war es klar, dass, meiner infantilen Reaktion gemäß, auch der Nachfolger nicht meinen Beifall finden konnte, ganz egal, wer es war. (Und dann gab sich Jorge Bergoglio auch noch den Namen „Franziskus“, den vorher kein Papst getragen hatte. Ihr könnt euch meine Beschwerde denken: Will sich denn niemand mehr Gregor nennen? Oder immerhin Innozenz, wie Innozenz III.? Oder Paschalis oder Callixt?)

Ich hängte das Papst-Poster ab, ich verschenkte die Papst-Memorabilien (an meine Mum, in deren Haus ich wohne), ich vergaß, dass ich Bücher vom Papst besaß, ich schnitt keine Zeitungsartikel über den emeritierten Papst mehr aus, und nur das Papst-Quartett fiel nicht in Ungnade, da auch Gregor VII. und viele andere dabeiwaren.

An der Wand, die sein Poster trug, hängen jetzt Bilder von einem Kaiser mit der Ordinalzahl II., einem Halsbandsittich und Burg Hohenzollern.

Mein Schmollen hielt ich sieben Jahre lang durch. Was Franziskus machte, kümmerte mich nicht.

2020 kam die große Biographie von Peter Seewald heraus. 1100 Seiten, 38 Euro. Was mich amüsierte, war, dass die Biographie genausoviel kostet wie Volker Reinhardts Buch über alle Päpste. Alle zum Preis von einem oder einer zum Preis von allen! Sage mir, welches du kaufst, und ich sage dir, wie sparsam du bist.
Und weil ich in diesen sieben Jahren viel Schweres durchmachen musste; weil mich viele Anfeindungen von allen Seiten trafen; weil ich am liebsten auch der Welt entschwinden würde in ein Land des Geistes, fand der alte Mann, dem so viel Gegenwind entgegengeschlagen war, wieder meine Sympathie. Nicht jeder ist ein Gregor – nicht jeder muss ein Gregor sein. Und überhaupt, wer weiß, wann es wieder einen deutschen Papst gibt? Da ist ein Mensch, von dem einst in tausend Jahren die jungen Frauen lesen werden wie ich vor so langer Zeit von meinen Investiturstreitspäpsten, und wie die Zeitgenossen von Gregor, Paschalis, Calixt könnte jetzt ich sagen: Ich habe ihn erlebt.
Da fasste ich den Entschluss, dass ich dem Papst noch einen Brief schreiben möchte, wie meine Mutter es sich immer noch wünschte.

Und ich nahm meine teuerste Tinte, Herbin mit den echten Goldstückchen, ich recherchierte, wie man den Papst anredet, und ich bin rettungslos fasziniert von Würden und Größe; dass ich zum ersten Mal einen Menschen mit einem Ehrentitel anschreiben konnte, hat mich begeistert wie wohl wenige sonst. (Die meisten finden das sicher blöd. Aber euch sag ich mit Bismarcks Worten: „Das ist mir wurscht!“)
„Euer Heiligkeit“ oder „Heiliger Vater“ kann man verwenden; am liebsten wünscht er sich aber „Vater Benedikt“.
Doch was ich schrieb, das ist geheim; nur eines verrat ich euch: Ich habe auch den Investiturstreit erwähnt.
Das war am 19. April, auch noch genau 15 Jahre nach seiner Wahl, am Namenstag von Leo IX., dem Papst, den Heinrich III. in Worms zum Papst bestimmt hat. Die Welt ist so klein.

Nach einem Monat bekam ich Post vom Vatikan. Damit dauert die Bearbeitung eines Schreibens an den emeritierten Papst so lange wie die Beantwortung einer E-Mail an L. V. …
Es waren nicht nur eines, sondern zwei Fotos drin, eines für mich und eines für meine Mum. Und ein Heftchen mit Predigten aus Österreich. Und ein Brief, von dem ich vermute, dass der Papst ihn wahrhaftig unterschrieben hat.

Und seit ich mich wieder versöhnt habe, habe ich die Papst-Memorabilien zurückgeholt, habe staunend festgestellt, dass ich Bücher vom Papst besitze, habe die Reinhardt-Biographie über alle Päpste bestellt, und die Biographie über Benedikt auch (und ich nahm sogar Prime in Anspruch, damit das Buch gleich am nächsten Tag kam; dann war es aber leider verkratzt und musste zurückgeschickt werden, sodass ich auf ein neues warten musste).
Außerdem brauche ich Ersatz für mein Papst-Poster, das ich bestimmt behalten habe, denn ich behalte alles, aber nicht mehr wiederfinden kann.

Im tiefsten Innern bin ich ein einsamer Mensch. Obzwar ich es vorziehe, die meiste Zeit alleine zu verbringen, fern von der echten Welt, in Büchern, in gedanklichen Disputen mit erfundenen Kontrahenten; obgleich ich aus einem Buch, das mich herausfordert oder gar überfordert, mehr Energie und Freude gewinne als aus dem Treffen mit Menschen, ist es schade, wenn man kaum jemanden hat, mit dem man teilen kann, was einen umtreibt. Nur meine Mum hört alles an und versteht alles! Aber alle andern Leute, die ich kenne, sind so sehr in der echten Welt verhaftet, dass die Realität früherer Zeiten für sie nutzlos und unecht scheint; dass das „Selber-der-Wichtigste-sein-Wollen“ für sie wichtiger ist als die Frage, was richtig und wahr ist. Gemütlichkeit und Gelächter statt Kriegsschuldfrage und Niedergangstheorien; sie suchen den Sonnenschein statt den Leidgeplagten ein Ohr zu leihn, sie leben fröhlich vor sich hin, und wer nicht fröhlich ist, der passt nicht zu ihrer lichten Welt.
Nur wenigen Menschen fühle ich mich so ähnlich wie dem Papst. Natürlich kann ich ihm geistig nicht das Wasser reichen, nicht im Geringsten, aber seine Zartheit, sein zurückhaltendes Wesen, das mit Büchern allein glücklich ist, seine tiefen Emotionen – all das sehe ich auch in mir. Er war einmal beim Tannhäuser auf dem Grünen Hügel! Und vorher las ich in einem alten Interview mit seinem Bruder, dass Joseph einmal ganz fröhlich von Loriots Wagner-Ring-Erzählung berichtet hat! Er kennt auch noch den Ring, und wenn er explizit „fröhlich“ davon erzählte, dann heißt das, dass ihm der echte Ring auch gefällt!!!!
Wie oft er in „Aus meinem Leben“ die Wörter „liebenswürdig“ oder „liebenswert“ verwendet, und sogar das heutzutage fast schon ausgestorbene „liebgewonnen“! Diese Fähigkeit, in Demut zu bewundern, dieses Bedürfnis nach Gehalt und Würde – das vermisse ich heutzutage, da alles demontiert werden soll, da alles quäken, knallen und lärmen soll. Im Übrigen verrate ich nicht, ob ich wirklich gläubig bin, oder ob ich meinem schwärmerischen Naturell gemäß in der Kirche nur eine Spiegelung meiner Sehnsucht nach dem Alten, Wahren, Guten, Monarchischen, Liebenden, Vollendeten, Schönen sehe.

Den Kirchenvater Augustinus bezeichnet der Papst als „seinen Meister“, sieht ihn als Lehrer und Freund, bei dem er nicht spürt, dass sie 1600 Jahre voneinander trennen. (28. August 430) Genauso geht es mir mit meinen Idolen auch! Diese Verbundenheit mit Menschen, die vor hunderten von Jahren lebten, und die man nur nachvollziehen kann, wenn man sie selber gespürt hat! (Oder wenn man meine Mutter ist, die dieses Phänomen aus langjähriger Beobachtung kennt.)

„Heimat des Herzens“ hat der Papst einmal geschrieben und meinte damit das beschauliche Bayern seiner Kindheit; Augustinus ist seine „geistige Heimat“. Dieses Gefühl des Zuhauseseins, das man nur bei bestimmten Geistesdingen verspürt – auch das kenne ich allzugut.

Dem Papst gebührt ein Platz in der ersten Riege meiner historischen Lieblingspersönlichkeiten. (Innerhalb der Riege gibt es keine Rangordnung.)
In der Riege meiner historischen Idole gibt es Kämpfertypen, kühle Denker, vielbegabte Kaiser, bescheidene Zauderer, stolze Kaiserinnen, treuliebende Fürstinnen, freundliche Brüder, ermattete Herrscher, unbekannte Dichter, das größte politische und das größte künstlerische Genie, eine ganze Schar unglückseliger Könige – doch gab es bisher keinen zartfühlenden, sensiblen Geistesmenschen, der am liebsten in der Welt der Gedanken geblieben wäre. Vermutlich ist mir der Papst charakterlich ähnlicher als alle anderen meiner Idole.
Und im Gegensatz zu all meinen lebenden Bekannten (außer Mum, die auch mitreden kann) könnte ich mich mit ihm über den Investiturstreit unterhalten.

Entschuldigung, lieber Vater Benedikt. Sieben Jahre lang habe ich Sie verkannt. Jetzt kenne ich Sie.

Triff die Anspielungen!

Anspielungen sind Perlen für diejenigen, die tauchen können. Deshalb schreiben eifrige Germanisten Erläuterungsbände zu den Werken von Anspielungshelden wie Goethe! Er hat uns mit zahllosen Anspielungen beschenkt. Auch heute noch gibt es Meister der Anspielungen; genannt seien Walter Moers oder Franz Herre.

Ich habe es geliebt, früher in meiner in gelbes Leinen gebundenen Goethe-Ausgabe oder in meinen hellblauen Schiller-Büchern zu lesen. Dabei hatte ich immer ZWEI Buchzeichen in Verwendung: Eines für den Text, und eines steckte hinten bei den Anmerkungen. Ich war hingerissen, wie viel zwischen den Zeilen versteckt war, und insgeheim habe ich mir immer erträumt, dass man eines Tages auch von meinen Büchern Ausgaben mit Anmerkungen erstellen würde. (Natürlich nur, wenn ich tot bin; lebt der Autor noch, wirkt es ja lächerlich.) Allerdings wird niemand je eine solche Ausgabe erstellen.

Deshalb habe ich hier eine Auswahl meiner Lieblingsanspielungen zusammengetragen, als Beweis, dass meine Bücher durchaus einen doppelten Boden besitzen.

Denn ist es nicht schön, wenn man wie Captain America sagen kann: „I understood that reference.“

Namensanspielungen

Die großen Beraterfiguren:

Fidelius von Eisenbiss

Klar, dass damit der Eiserne Kanzler gemeint ist! Blut und Eisen: das Schlagwort, das ein jeder kennt. – Bismarck hat testamentarisch verfügt, dass auf seinem Sarg folgende Inschrift stehen solle: „Fürst von Bismarck. Ein treuer deutscher Diener Kaiser Wilhelms I.“ Deshalb heißt die von ihm inspirierte Figur Fidelius.

Hajo von Hinderlich

„Hinderlich“ ist eine kaum noch erkennbare Reminiszenz an Metternich. Seine Karlsbader Beschlüsse fanden die Liberalen auch ziemlich hinderlich. Hajo ist, wie sollte es auch anders sein, eine etymologische Nebenform von Hagen.

Justus von Mitternacht

Justizminister. Wahnsinnig kreativ, ich weiß. Mitternacht ist eine Anspielung auf Hermann von Mittnacht, Ministerpräsidenten des Königreichs Württemberg.

Armandus von Krummhau

Kriegsminister. Lateinisch für „Der Bewaffnete“; deshalb heißt es auch „Armee“. Krummhau: Eine Bewegung aus dem Fechtkampf. Armand-Jean du Plessis war der Name des Kardinals von Richelieu.

Arbogast von Pflaumensempf

Pfistermeister und von der Pfordten waren zwei Berater aus dem Umfeld von Ludwig II. (Ich recherchiere jetzt nicht nach, was genau sie waren. Wer es wissen möchte, möge bitte selber nachschauen.) Wagner gab ihnen den Doppel-Spitznamen „Pfi“ und „Pfo“.

Oberst Gerangel

Ja, der Name klingt wie Feldmarschall Wrangel.

Doktor Suffrenkur

Der hat nichts mit Suff zu tun, sondern mit souffrir. Die Suffrierenden darf er kurieren.

Bonifatius Bettelbühl-Hunzingen

Es gab ein Keltengrab bei Herbertingen in einem Berg namens Bettelbühl. Die große Keltenstadt Pyrene lag in der Nähe des heutigen Hundersingen, einer Teilgemeinde von Herbertingen.

Isolanias Bankhaus Gladpurse, Égalliens Banc des faibles taux d’interets und Geraniens Banca Sana –> Froher Geldbeutel. Hat auch eine Ähnlichkeit zu Englands Premier Gladstone. Banca sana = Gegenteil von Banca rotta

Eisenbiss‘ Bankier Nonno Lett –> Pecunia non olet

Bismarck-Anspielungen

Aus „Der Kaiser, sein Feind und der Krieg“:

Andere mögen das nicht nachvollziehen, aber dem kläglichen Selbstmitleid ist oft schon prächtiger Hass entsprossen, und nichts treibt heftiger zum Leben an als Hass. Wenn man’s noch hundert Feinden heimzahlen muss, ist man von Kraft erfüllt.

Das ist eine inhaltliche Anspielungen an Bismarcks Aussage, nichts treibe so sehr zum Leben an wie die Liebe und der Hass. Für die Liebe habe er seine Frau Johanna, und für den Hass Windthorst (Ludwig Windthorst, Katholik, Hannoveraner und Welfenfreund)

Der Staatsmann aber, der festhält an seinem Plan, auch wenn ihn das Toben der Mehrheit umtost, ist wie ein Deich.

Bismarcks erstes öffentliches Amt war das des Deichhauptmanns.

„Ich sehe schon voraus, wie das alles endigen wird“

und

„Könnten wir anständiger umkommen?“

aus dem Gespräch, das Wilhelm I. und Bismarck im Eisenbahnwagon führten, kurz nach der Blut-und-Eisen-Rede.
Es ist eine Vogel-Tradition, dass dieses Zitat in jedem Buch mindestens einmal vorkommt.

Der Generaloberst Ferdinand von Sonnentreu-Lichtenglück ließ anfragen, ob er den Sohn, der ihm gewiss bald geschenkt würde, nach dem Ort der siegreichen Schlacht benennen dürfe. Nun würd ich ihm ja am liebsten sagen: ‚Pfratztenheim von Sonnentreu-Lichtenglück! Bist bescheuert?‘, aber Sie wissen ja, wie ich bin, ich kann den Leuten einfach nichts abschlagen. Die Frauen werden wenigstens einen prächtigen Kosenamen draus machen: Der kleine Pfratz!

Graf Trampedang ließ Bismarck fragen, ob er seinen bald zu erwartenden Sohn mit Vornamen „Bismarck“ nennen dürfe. Bismarck gestattete es, und ließ ausrichten, wenn Gott ihm und seiner Frau (sie waren schon weit über 70) noch einen Sohn schenken wolle, würde er ihn mit Freuden „Trampedang“ nennen.

Heinrich hörte schon den Schritt des Schicksals durch die Weltgeschichte hallen, und es war ihm, als wehe ein Zipfel seines Rocks über ihn hinweg.

Im Originalzitat hallt der Schritt Gottes durch die Weltgeschichte.

Und der Gesandte Feuerburgs, dieser Fidelius von Eisenbiss, war in seiner Jugend Hallodri, Hasardeur und Herzensbrecher! Den falschen Glauben hat er auch noch, Junggeselle ist er dazu, und hat als Student gewettet, er gründe ein Kaiserreich für seinen König binnen zehn Jahren! Er hat die Wette natürlich verloren und ist seitdem hochverschuldet.

Bismarck war mehrere Jahre lang Gesandter. Und ja, er hat wirklich mit einem US-amerikanischen Kommilitonen gewettet, dass Deutschland binnen weniger Jahre eins sein werde. Als er dann seine Wettschulden begleichen wollte (wenn man nicht alles selber macht!) und seinen ehemaligen Kommilitonen ausfindig machen ließ, kam heraus, dass dieser schon verstorben war. Er hieß mit Nachnamen übrigens Coffin.

Wagner-Anspielungen

An dieser Stelle sehe ich mich moralisch verpflichtet zu erwähnen, dass Deodonatus Karrenbauer das erhabenste Genie der Musik war, und gingen auch alle Partituren aller anderen Komponisten in Dunst oder in Rauch auf, dann hätte die Welt doch keine Sekunde zu trauern.

„Zerging in Dunst das alte deutsche Reich, uns bliebe gleich die heil’ge deutsche Kunst.“
Meistersinger. Wir alle wissen, wen Wagner damit meinte.

Oh Wonne der Seele! Überselig! Ewig! Ewig! Seiner Jugend einz’ge Sonne, dürstender Seele einz’ge Wonne, aller Künste Urbegründer, übermächt’ger Herz-Entzünder, sehen, ahnen, wahrlich, wahrlich, Aug’ in Auge, Meister, König, alles wollte er ihm geben, und doch alles – wär zu wenig! Tand wär alles Geschmeid’ der Welt, alles Gut wär Firlefanz, Kronen und Throne versanken, verzehrt von der Historie fauchendem Rachen, Knochen verblichen und Schlösser verbrannten, zu Staub zerfielen Reiche, aber die Kunst, die heilige Kunst schwebte fort über allem, Abendrot über Untergängen, Triumphatorin über Tyrannen, Burg und Bollwerk der Erhabenheit, die Kunstwerke, die ewigen, weihevollen, gottgesandten, die Kunst des Meisters allein überlebte alles, Tod und Vergessen entrückt, die Kunst allein erlöste alle Welt.

Im Thronsaal empfing er ihn, vor blauwitternscher Fahne, er böte ihm Land und Leute an, wenn er es wollte, Karrenbauer, Karrenbauer, der Geist, der mehr geschaffen hatte als aller andern vereinigte Kraft zuvor!

Da sind so viele Wagner-Versatzstücke drin, die zähle ich jetzt nicht auf. Es hat super viel Spaß gemacht, das zu schreiben.

Die Rossbraune in „Der König von Blauwittern“:
Eines der Mädchen, das mit dem König verkuppelt werden soll, hat braunes Haar und hält den Hals so schön gebogen wie ein Rassepferd. Der König nennt sie in Gedanken „die Rossbraune“. –> Eine der Walküren heißt Rossweiße.

„Welches ist Ihr Lieblingswerk?“, rief er. Anderen schien diese Frage unbedeutend, Karrenbauerianern aber gab die Antwort genaueste Auskunft über den Charakter des Gegenübers, Karrenbauerianer begriffen sich sofort! Wer den „Fliegenden Verfluchten“ nannte, war Freigeist, bisweilen aufsässig und rebellisch; wer „Lichtenstein“ liebte, hegte Leidenschaft in sich und Hang zur Poesie; den „Schwanenhelden“, ach, den liebten die Geistwesen, die zartesten Seelen, auch fälschlich „Träumer“ genannt. „Der Liebestod“, dem hingen alle an, die Hingabe hegten im Übermaß, Schmachten und Sehnen fühlten in Herz und Brust; „Das Handwerk der Kunst“, das ehrten die Klugen, die Denkenden, die Forschenden, und auch so manche Eiferer. „Wheingold“, den Stolzen und Erfolgreichen zur Freude; „Das Schwert im Stamm“ für unzerbrechliche Geister, Kämpfernaturen. Und dann die Werke, noch unvertont, die ganze Welt harrte ihrer: „Der Wurmtöter“, bevorzugt von heiteren Karrenbauerianern voll jungenhafter Abenteuerlust; „Des Wurmtöters Tod“, geliebt von den Freunden unermesslichen Wissens, in Bildung verirrt – und zuletzt „Die Gralsritterburg“, reinster Quell der Erquickung dem Dulder und Büßer.

Sie sind alle da.

Am Abend fuhr er nach Wahnreuth. Der Schein der Sonne erleuchtete den Wahnreuther Höhenzug. An seinem Ende stand ein einzelner Hügel, vergoldet im Licht, als wolle die Sonne sterbend ihn noch grüßen. In höchster Ergriffenheit sah die kleine Stadt zu, wie die Schatten der Dämmerung den Hügel hinaufkrochen. Als er von den Schatten gänzlich verhüllt war, fiel die Nacht.

Das sind Zitate aus der Regieanweisung der Götterdämmerung.

Die überall eingestreuten kleinen Zitate kann ich nicht aufführen, das würde den Rahmen dieses Blogartikels sprengen. Außerdem würde es nur Wagnerianer interessieren, und die freuen sich, wenn sie die Zitate selber finden.

Historische Anspielungen

„Es war mir eine Ehre“, sagte er vorsichtshalber zu Kückenstaal, „und wenn nicht daheim beim Triumphzug, dann gibt es oben ein Wiedersehen.“

„Oben gibt es ein Wiedersehen“ sagte Wilhelm I., als er 1879 dem todkranken Albrecht von Roon, seinen einstigen Kriegsminister, einen letzten Besuch abstattete.
Kaiser Wilhelm II. soll das in Doorn zu einem Dienstmädchen gesagt haben.

Er glich eigentlich ganz den Schreibtischen, wie man sie in den Büros großer Industrieller vorfindet – nur dass bei diesem hier vor zweihundert Jahren Kaiser Gereon rechts in die Tischfläche die mysteriösen Buchstaben „HSEVI“ eingeritzt hatte. Historiker stritten seit Jahrhunderten darüber, ob die Buchstaben ein Kürzel waren für „Huwelreich stets elend verschuldet ist“ oder für „Hier sitzt ein vergnügter Intrigant“.

Anspielung an den Habsburger Kaiser Friedrich III. und sein Faible für die Abkürzung AEIOU. (= Alles Erdreich ist Österreich untertan.)
Man kann sich sicher sein, dass Kaiser Gereon auch einmal einen Auftritt bekommt.

Außerdem besaß Rudolf eine Wohnung in der Engen Riesengasse

Es gibt die Kleine Riesengasse in Worms!

Ja, vielleicht ist von allen Künsten die Kochkunst gerade die, die vom allgemeinen Niedergang des guten Geschmacks am wenigsten betroffen ist. Malerei, Bildhauerei, Literatur und Oper darben heutzutage vor sich hin in selbstverschuldeter Abscheulichkeit, alldieweil sie ihre neuesten Erzeugnisse für wahre wonnige Wunderwerke halten.

Da ist tatsächlich ein Kant-Zitat drin verwurstet worden.

Huwelreich erlebte eine Epoche des Friedens: Niemand war ihm gram, seine Nachbarn wurstelten unverzagt vor sich hin, und die Journalisten prägten schon den Begriff „das langweilige Jahrhundert“, weil sie es leid waren, nur noch über Lappalien zu berichten, über den Husten der Königin von Isolania, über den neuen Mantel der Königin von Feuerburg oder über die Doggen von Fidelius von Eisenbiss.

Historiker nennen das 19. Jahrhundert auch „das lange Jahrhundert“ (sie zählen dann die ersten 18 Jahre des 20. Jahrhunderts mit dazu).
Irgendein Kanzler unter Kaiser Franz Joseph bezeichnete seine politische Arbeit als „durchwursteln“.

Der Kronprinz bewegt sich, doch er tanzt nicht.

Le congrès dance, mais ne marche pas.

Just in diesem Augenblick verlor der Leibkammerdiener das Gleichgewicht, die Schüsseln in seiner Hand neigten sich nach vorne, und mit einer gewaltigen Welle schwappten Leberknödel und Suppe über den Rand und auf den Boden.

„Um Himmels willen verdammt nochmal!“, sagte der Leibkammerdiener und holte Luft, als wappne er sich für das Bücken. „Das tut mir leid, Majestät! Ich lege mich Eurer Majestät zu Füßen.“

„Das lassen Sie bleiben“, sagte Leopold. „Zu meinen Füßen liegen ja schon die Leberknödel.“

Das ist genauso dem Kaiser Franz Joseph passiert. Eugen Ketterl hat’s aufgeschrieben.

Von hier und heute ging eine neue Epoche der Weltgeschichte aus, denn Karrenbauer, der Menschheit Größter, fand einen Mäzen!

Goethe

Hellwigs Adelshandbuch: Das ist quasi der Gotha.

Die Zirser (…) befleißigten sich seit Jahrhunderten auch der Kunst des Fähnchenschwenkens. Die Zirser hatten nahezu keinen Krieg auf der Seite desjenigen Landes beendet, mit dem gemeinsam sie ihn begonnen hatten. (Aus diesem Grund hatte im fünfzehnten Jahrhundert der Friedenfelser Kaiser, als er die Ehrenämter bei Hofe neu verteilte, eigens für den Zirser Grafen das Amt des Fahnenschwenkers eingeführt.)

Es gab früher Ehrenämter für die Kurfürsten. Erzkämmerer (der Brandenburger Markgraf), Mundschenk, Marschall, Truchsess. Fahnenschwenker gab es jedoch nicht.

Wie das Sprichwort früher sagte: ‚Andere Herrscher haben Haustiere; die Hohenmeininger haben ihr Heer.‘

Das ist eine Variation des bekannten Bonmots: „Preußen ist kein Staat, der sich eine Armee hält, sondern eine Armee, die sich einen Staat hält.“

Die Bartpomade von Kaiser Johann, „Wunderwerk“, entspricht der Bartpomade, die Kaiser Wilhelm II. Barbier verwendete und die „Es ist erreicht!“ hieß.

Wenigstens hatten die Dakadier, diese Nudeln, doch noch einen lichten Moment gehabt und endlich eingesehen, dass Aarenland und Huwelreich die Landwirte waren, die die Felder des Friedens bestellten.

Kaiser Wilhelm II. einmal über die Engländer: „Die Nudeln scheinen einen lichten Moment gehabt zu haben.“

Die Sozialistenkneipe heißt „Zum Stillen Rad“.
Denn wie dichtete Georg Herwegh? „Mann der Arbeit, aufgewacht! Und erkenne deine Macht! Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will!“

Und, oh Wunder, ungeahnt: Der sozialistische „Auf geht’s!“ hatte heute auf der Titelseite ein Bild von Eisenbiss veröffentlicht, mit der Überschrift: „Wir wollen unsern alten Kanzler wiederhaben!“

Natürlich ist das eine Anspielung auf den „Vorwärts!“, und auf den volkstümlichen Text des Fehrbelliner Reitermarschs.
Es gibt noch ein Satireblatt „Der Schwafelhannes“, das dem „Kladderadatsch“ entspricht.

„Sie sind also der Meinung, das Automobil wird sich durchsetzen?“, sagte Vater barsch und stach in seinen Kabeljau.
„Allerdings. Das Pferd hat seinen Dienst an der Menschheit erfüllt, nun bricht das Zeitalter des Motors an.“
„Ich glaube nicht an das Fortbestehen des Automobils“, sagte Vater. „Es wird sich nicht durchsetzen. Und dafür wollen wir dankbar sein! Man stelle sich vor, zu welchen Gräueln der Mensch fähig wäre, wenn er mit Motorwagen auch auf den Schlachtfeldern umherführe! Nein, nein, das Automobil ist nur eine Modeerscheinung. Der Gott, der Blümchen wachsen ließ, der wollte keine Räder.“

Es gab ein vaterländisches Lied mit dem Text „Der Gott, der Eisen wachsen ließ, der wollte keine Knechte“.

In allen großen Städten Aarenlands hatte man Spruchbänder aufgehängt, derselbe Gruß, in allen Dialekten: „Tschüss, alter Kaiser!“ „Pfiadi, alter Kaiser!“ „Ade, alter Kaiser!“

Vale, senex imperator!

Das Kaiserbegräbnis in einem der Bücher (Spoiler) ist inspiriert vom habsburgischen Hofzeremoniell wie auch vom Grabspruch von Wilhelm II.

Aarenlands Hymne:

„Oh Aarenland, einst kriegsgeboren, rufst die Söhne du ins Feld, stets zu siegen auserkoren, dass es ewig dir gefällt! Gott im Himmel singt uns Lieder, schaut mit Stolz auf uns hernieder! Einzig ihn nur fürchten wir, sonst ja weder Mensch noch Tier!“

In guter alter Hymnentradition klingt es arg gezwungen. Jepp, das war Absicht. Hymnen klingen immer ziemlich bemüht.
Der grammatikalische Fehler im ersten Satz entspricht einer Stelle in der Götterdämmerung, wo genau die gleiche Satzkonstruktion verwendet wird. (Wagner sagt, das ist so in Ordnung.)
Gott im Himmel singt uns Lieder: Im bekannten vaterländischen Lied „Was ist des Deutschen Vaterland“ heißt es am Ende: „Dort, wo die deutsche Zunge klingt und Gott im Himmel Lieder singt: Das soll es sein, das wack’rer Deutscher, nenne dein!“
Viele Zeitgenossen haben sich darüber amüsiert und meinten, Gott selber singe sich da oben Lieder. (Wussten die schon damals nicht mehr, dass man nicht nur für jemanden, sondern auch jemandeM singen kann? – „So sing ich dir Lieder von meinen jungen Tagen“ heißt es bei Wagner, und in der Bibel heißt es: „Dem Herrn will ich singen ein Lied.“ Bei Homer: „Singe mir, Muse“.)
Schaut auf uns hernieder: „Unser großer Verbündeter im Himmel“ sagte Wilhelm II.
Der letzte Satz bezieht sich natürlich wieder auf einen Bismarckspruch, den sehr bekannten: „Wir Deutsche fürchten nichts auf der Welt, und die Gottesfurcht ist es, die uns den Frieden lieben und pflegen lässt.“

Anspielungen im Worms-Buch

Der Krönungseid besteht aus Stücken des Hohelieds der Liebe und des Psalms „Schwur eines Königs“.

„Wie ein Sturmwind aus den Bergen“: schrieb irgendein Chronist über die Hunnen

„Es wird eine Zeit des Kampfes anbrechen“, sagte es, „und eine Zeit der Fehden, eine Zeit des Elends und eine Zeit, in der du dein Geschick verfluchen wirst!“ –> Bibel. Alles hat seine Zeit.

„Windhauch (und Luftgespinst)“: Die ikonische Stelle aus dem Buch Kohelet.

„verrückt wurden wie Märzhasen“ –> Sogar hier ein Kaiser-Wilhelm-II.-Zitat!

„ein ehrenwerter Mann“ –> Das hat der eine über Brutus auch gesagt im Shakespeare-Drama

„er schlägt sich selber in Bande“ –> ich wollte nur mal Schiller zitieren (schlugen die Häscher in Bande)

„Mit dir zerschlug ich Städte und Wagen, …“ –> aus der Bibel, es geht um Babel

Das Zitat des Alten Fritz „Hunde, wollt ihr ewig leben“, kommt in leicht veränderter Form in Band 2 vor.

„öde Behausung für Schakale“ –> über die Zerstörung einer Stadt in der Bibel

„Befehlsruf der Posaune usw.“ –> aus der katholischen Messe (vorkonziliar)

„Alles Menschenwerk ist nutzlos, Rachen des Todes, …“ –> wieder Kohelet

Gibichs Pferd heißt Zerstörer. Damals gab es diesen Schiffstyp natürlich noch nicht; wenn es trotzdem Assoziationen weckt: Danke, so habe ich das beabsichtigt!

Es gibt noch viel mehr, eigentlich reden sie ständig in Zitaten daher.

Augustinuszitate:

  • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst.
  • Ich tadle nur aus Liebe.

Die Lieblingsanspielung

„Dieser Sieg beruhte nicht nur auf Dusel“, sagte Johann. „Die haben einen Fuchs im Generalstab, einen richtig listigen! Ich sehe es schon kommen: Ich werde einer dieser armseligen Könige werden, der mit seinem ganzen Land unterging! Und noch in tausend Jahren wird man Opern komponieren über meine Schmach, und Sie beide: Sie sind die Schurken, und ich bin der arme willenlose gutherzige Landesvater, der das alles gar nicht gewollt hat!“

Eisenbiss richtete sich auf und sagte: „Ja, wenn das unser Schicksal ist, dann werden wir an der Spitze unserer Truppen in die letzte Schlacht ziehen und fallen. Und könnten wir anständiger umkommen? Ich selbst im Kampfe für die Sache meines Königs, und Euer Majestät, indem Sie Ihr Land mit dem eignen Blute verteidigen.“

„Großartig!“, rief Johann, der ob dieser Aussichten nicht in Begeisterung verfiel, „und am Ende werden die Huwelreicher in meine Hauptstadt einziehen, über meine Fahne hinwegreiten, die Statuen meiner Vorfahren zerschmettern, meinen Palast anzünden, meine Mörsersammlung nach Gutensaat entführen, Kaiser Leopold wird auf meinem Thron sitzen und der Kronprinz wird meine Tochter heiraten. Dabei wäre der Prinz ein viel netterer Ehemann für sie. Ich sage Ihnen: Das wird eintreffen, alles! Leb wohl, Feuerburg!“

Hier ist alles versammelt, was ich mag:

Wir haben zuerst eine Anspielung aufs Nibelungenlied und auf Wagners Götterdämmerung. Weiterhin haben wir eine Anspielung auf die Postkarten/Bildchen, die nach (während?) dem Ersten Weltkrieg gedruckt wurden und Kaiser Wilhelm II. in Feldgrau und mit Pferd und Pickelhaube vor einem Soldatengrab zeigen. Darunter steht: „Ich habe den Krieg nicht gewollt.“
Wer meine Bücher liest, erkennt zwangsläufig, dass Johann von den beiden Wilhelms inspiriert ist.

Es folgt das unverzichtbare Eisenbahnwagon-Zitat.

Mörsersammlung: Schlaue Köpfe werden ahnen, dass damit nicht Mörser zum Zerstoßen von Kräutern, sondern die Geschütze gemeint sind. (Mich hat eine Anekdote über Bismarck und die Kanonen im Schlossgarten der Hohenzollern dazu inspiriert.)

Kronprinz und Prinz von Huwelreich: Der Johann weiß halt, wie „Der Kaiser von Huwelreich“ ausgeht.

Stufen historischer Bildung

Geschichtswissen ist nicht gleich Geschichtswissen. Wer sich auf dem Gebiet der Geschichte bildet, erklimmt gleichsam eine Treppe. Folgen wir dem Weg eines Geschichtsfreunds/einer Geschichtsfreundin, von den Anfängen im Dunkel des Unwissens über die Nebel des Halbwissens bis hinauf auf den Gipfel!

Stufe 0: Schulgeschichtswissen

Arbeitsblätter und handverlesene Quellentexte sollen den Schülern elementare Kenntnisse über unsere Vergangenheit vermitteln. Große Persönlichkeiten werden heute nicht mehr behandelt, stattdessen liegt das Augenmerk auf den großen Veränderungen, auf den Wischi-Waschi-Themen, „Das Lebensgefühl im Mittelalter“, „Kreativität in der Antike“, „Das Menschenbild in der Renaissance“ – alles Themen, über die man auch ohne Kenntnisse leidlich schwafeln kann. In der Hauptsache, die Schüler können dazu ein Plakat basteln! Bewertet werden dann: Kreativität, Schönschrift, Harmonie der verwendeten Farben.
Mit Lückentexten und selbstgeschriebenen Sketchen lernen die Schüler spielerisch nichts. Viele Epochen werden sträflich vernachlässigt, ganze Jahrhunderte werden ausgelassen, man verwendet fünf Stunden auf die Behandlung der Lehenspyramide (Leseempfehlung, die ein für alle Mal mit der Lehenspyramide abrechnet: „Das Lehnswesen“ von Steffen Patzold), man behandelt die Architektur von Schloss Versailles, das Lebensgefühl im 19. Jahrhundert und Getreideanbau in der Antike.
Spätestens beim fünfzigsten Arbeitsblatt hat so mancher Schüler kapituliert und ausgerufen: „Ich wünschte, es wäre hitzefrei, oder die Feueralarmprobe käme!“

Stufe 1: Allgemeinbildungsgeschichtswissen

Wer danach trachtet, noch mehr über Geschichte zu erfahren, macht sich auf die Suche nach spannenden Büchern oder interessanten Dokumentationen. Populärwissenschaftlich? Was soll das denn bedeuten? Dieses Buch mit dem bunten Titelbild ist von einem Journalisten geschrieben, dann muss es doch gut und fundiert sein!
Allgemeinbildungsgeschichtswissen ist schnell zu erreichen, ist Wissen to go, und ist kaum mehr als Nichtwissen. Allgemeinbildungsbücher oder ähnliche Darstellungen verfälschen durch gut gemeinte Vereinfachung, sitzen den alten, lang schon tradierten historischen Mythen auf, und erwecken den Eindruck, Geschichte sei einfach, über die Menschen von früher könne jeder richten, wenn er nur ein Buch durchgeblättert hat, und heute wissen wir ohnehin alles besser.
Doch mit Allgemeinbildungswissen über Geschichte kann man mit den anderen allgemein Gebildeten nette historische Gespräche führen, weil alles durch jahre- bis jahrhundertelange Kolportation stromlinienförmig abgeschliffen ist. In dieser Stufe des Geschichtswissens denkt man dann: „Boah! Ich bin voll gebildet! Ich kenne den Nikolaus II., und den Prager Fenstersturz kenne ich auch! Juhu!“

Stufe 2: Geschichtswissen über die Allgemeinbildung hinaus

Das geht nur nach eingehender Lektüre, und unterscheidet sich von Stufe 1 dadurch, dass man dann auch noch amüsante Anekdoten zum Besten geben kann, die Leute aus Stufe 1 noch nicht kennen. Außerdem bemerkt man, dass man doch noch nicht alles wusste. Man denkt dann: Nikolaus II.? Zar oder Papst? Prager Fenstersturz? Welcher denn? Beim ersten gab es leider einige Tote, beim zweiten nicht, und der Schreiber wurde sogar geadelt und hieß danach „von Hohenfall!“ Moltke! Welcher? Der Ältere?

Stufe 3: Erweitertes Geschichtswissen

Wer Bücher und Bücher und Bücher von allen Seiten, und Parteiungen, und Staaten, und Meinungen usw. liest, aber nur bitte von Professoren geschrieben, wer für seine zerlesenen populärwissenschaftlichen Bücher nur noch ein mattes Lächeln übrig hat, (wenn Fachfremde über Geschichte schreiben, na, das kann ja auch nichts werden) wer von historischen Romanen schlechte Laune bekommt, und wer bei den netten historischen Tischgesprächen nicht mehr mitmachen kann, weil man ihn sonst als Besserwisser verschreien würde: Der hat Stufe 3 erreicht.
„Nein! Nein! Bismarck wurde nicht am 22. September zum Ministerpräsidenten ernannt! Nur zum interimistischen Vorsitzenden des Staatsministeriums! Ministerpräsident erst am 8. Oktober. – Sisi! Schweigt mir von Sisi! Märchenkaiserin! So ein Schmarrn! Sie entfloh ihren Pflichten wie keine andere! – Was? Chlodwig I. war der erste Germane, der sich katholisch taufen ließ??? Unsinn! Er ließ sich taufen, weil Avitus von Vienne (römischer Abstammung) und vor allem Chlodwigs Frau Chrodechilde, Burgunderin, ihn immer baten, dass er sich ihrer Religion anschließen möge. Sind Frauen etwa keine Menschen?!?“ (Eine hochinteressante These über die ersten katholischen Germanen steht übrigens in Reinhold Kaiser: Die Burgunder, Kohlhammer-Verlag.)

Stufe 4: Deprimierendes Geschichtswissen

Plötzlich entdeckt man sogar in den Büchern der Koryphäen Fehler, sobald diese sich über ihre Fachgebiete hinauswagen. Man weiß, dass Friedrich III./I. zwar König IN Preußen, aber nicht VON Preußen war, aber dass der Friedrich II. schließlich König VON Preußen wurde, als er beschloss, dass außer ihm keiner den Unterschied merkt. –> Wer jetzt „Hä?“ denkt, hat die Stufe noch nicht erreicht.
„Es gab keine Lehenspyramide! Lehen sind nicht an Land geknüpft! Lehen sind manchmal auch an Esel geknüpft, wie damals in Darmstadt!“

Stufe 5: Obsessionelles Geschichtswissen

Man kann nicht pro Thema ein Buch lesen. Man möchte in die Frankfurter Nationalbibliothek einziehen. Man merkt sich Arzttermine anhand der damit zusammenfallenden Geburtstage historischer Personen.  Irgendwann kennt man alle, sogar den Schwager von Richard Wagner, das war nämlich der Brockhaus. Und der Schwiegervater vom Wagner hatte was mit der ehemaligen Geliebten vom Opa von Ludwig II. Man kennt sogar die Verwandtschaftsbeziehungen der heutigen Hochadligen, ohne dass man je ein Friseur-Heft gelesen hat.
Man verschweigt, wie viele Bücher über Geschichte man wirklich besitzt. Wie denn sollte man diesen geschichtsfernen Geistern erklären, dass man mit 3 Bismarck-Biographien nicht glücklich werden kann, mit 13 auch nicht, es muss schon die 20 vollgemacht werden?

Stufe 6: Transzendentales Geschichtswissen

Ist man auf der Stufe der wissensmäßigen Vervollkommnung erst dem Gipfel ausreichend nahegerückt 1077 Canossa Versöhnungsmahl am 28. Januar, so gehen gar wundersame Dinge 1. April 1815 Bismarck im Kopfe des Forschenden vor sich, denn, wer immer strebend sich bemüht, 1085 gestorben Gregor VII. in dessen Hirn werfen sich von Zeit zu Zeit gar all zu giftige Blasen auf, denn jeder soll nach seiner Facon selig werden 1786 17. August stirbt Alter Fritz Zahlendreher in der Jahreszahl Uraufführung Götterdämmerung dass der Papst Könige absetzen darf I have a dream Viribus unitis Plus ultra Et après, Sire? Und dann sind wir tot Revindikation der Lehen Seid ihr nicht meine Römer Der Poldl hat an Buam Herrlichen Zeiten führe ich kam sah siegte Synode von Sutri Konkordat von Westminster Kappeler Milchsuppenessen Wormser Reichstag  … 1339 1453 436 1871 22. Mai 1813 1886 11.01.1980 %$! …
Manche nennen es Wahnsinn.

Eine Herrscherdynastie mit nur zwei Vornamen

Vornamen werden prinzipiell überbewertet – dachten sich die brandenburgischen Hohenzollern. Warum braucht jeder einen eigenen, unverwechselbaren Namen. Der Name, der für den Großvater gut genug war, soll auch für den Enkel gut genug sein! Das hatte zum Ergebnis, dass die gesamte Liste der preußischen Könige nur mit zwei Vornamen (und der Kombination von beiden) auskam.

Schauen wir sie uns an:

Markgraf Friedrich III. krönte sich am 18. Januar 1701 in Königsberg zum König Friedrich I. in Preußen. (Sein Vater war übrigens Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst, gewesen.)
Auf Friedrich I. folgte 1713 sein Sohn Friedrich Wilhelm I.
Nach Friedrich Wilhelm I. Tod 1740 wurde sein Sohn Friedrich II. König.
Auf Friedrich II. folgte 1786 sein Neffe, Friedrich Wilhelm II.
Friedrich Wilhelm II. starb 1797. Nachfolger wurde sein Sohn Friedrich Wilhelm III.
Diesem folgte 1840 sein Sohn Friedrich Wilhelm IV.
Friedrich Wilhelm IV. starb kinderlos. (Er war übrigens verheiratet mit Elisabeth von Bayern, der Schwester von Sophie, der Mutter von Kaiser Franz Joseph I. von Österreich. Franz Josephs Cousine Elisabeth war die Tochter von Herzog Max und Maria Ludovica, einer anderen Schwester von Elisabeth und Sophie.) Auf Friedrich Wilhelm IV. folgte sein Bruder Wilhelm I.
Wilhelm I. hatte nur zwei Kinder, Friedrich Wilhelm und Luise. Wilhelm I. wurde 1871 ungern Kaiser des neugegründeten Deutschen Kaiserreichs. Er hätte lieber nur den Titel eines preußischen Königs behalten; aber was galten schon die Wünsche eines Königs, wenn Bismarck das Gegenteil wollte.
Als Wilhelm I. am 9. März 1888 verstarb, wurde sein Sohn Kaiser und König von Preußen und nannte sich Friedrich III. (Eigentlich hätte er sich, in Fortsetzung der Zählung der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, das bereits drei Friedriche gesehen hatte, Friedrich IV. nennen wollen, aber Bismarck wollte, dass die Zählung der preußischen Könige zugrundegelegt werden sollte.)
Friedrich III. starb am 15. Juni 1888 an Kehlkopfkrebs. Mit 29 Jahren gelangte sein Sohn Wilhelm II. auf den Thron.
Wilhelm II. hätte die Tradition bereitwillig fortgesetzt; den Thronfolger hatte er schließlich pflichtbewusst (Friedrich) Wilhelm genannt. Dessen erstgeborener Sohn hieß natürlich ebenfalls (Friedrich) Wilhelm.

Bei den Königinnen und Kaiserinnen herrschte naturgemäß keine solche Einheit, schließlich entstammten sie anderen Häusern, die sich mehr Kreativität bei der Taufe ihrer Kinder erlaubten.
Doch die Geschichte hat bisweilen Sinn für Humor: So hieß die Gattin von Friedrich Wilhelm III. Luise.
Die Frau von Wilhelm I. war Augusta (auch Auguste genannt).
Sein Sohn Friedrich Wilhelm heiratete Victoria, die Tochter von Queen Victoria.
Und die Frau von dessen Sohn Wilhelm II. hieß praktischerweise Auguste Viktoria.
Und wie hieß Wilhelm II. einzige Tochter? Viktoria Luise!

Majestät und wie man Ihn anreden soll

Dass ein Kaiser oder König mit „Majestät“ angeredet wurde, ist allgemein bekannt. Aber dann geht es schon los: Sagte man: „Majestät, Sie sehen heute sehr schön aus?“ oder „Majestät, Ihr seht heute sehr schön aus?“ oder „Euer Majestät sehen schön aus“ oder oder oder?
Und wie ist es mit der Anrede in Briefen? Konnte ein Kanzler seinem Kaiser nach einer respektvollen Anrede einfach schreiben: „Majestät, tausendmal habe ich Ihnen schon gesagt, dass Sie nicht auf die Einflüsterungen Ihrer allerhöchsten Gattin hören sollen, die hat doch keine Ahnung von Politik!“ Oder müsste man schwerfällig schreiben: „Majestät, tausendmal habe ich Eurer Majestät schon gesagt, dass Euer Majestät nicht auf die Einflüsterungen Ihrer Majestät hören sollen, Ihre Majestät haben doch keine Ahnung von Politik!“?

Singular? Plural? „Sie“ oder immer „Euer Majestät“?

Tatsächlich hing es vom Kontext ab und von der Art der Kommunikation, wie man den Kaiser anzureden hatte. Schauen wir es uns genauer an mit Beispielen aus dem 19. Jahrhundert!

Wenn man dem Kaiser schreibt

In Briefen an den Kaiser/König wurde niemals „Sie“ verwendet. Jedes „Sie“ wurde durch „Eure Majestät“ oder eine ähnlich ehrfürchtige Formulierung ersetzt. Die Pluralform wurde beibehalten.

Lassen wir die Zeitgenossen zu Wort kommen:

Bismarck an König Wilhelm, 24. Dezember 1864

„Ew. Majestät
sage ich meinen ehrfurchtsvollen und wärmsten Dank dafür, daß Allerhöchstdieselben meiner heut in Gnaden gedacht haben. Möge Gott mir soviel Kraft geben, als ich guten Willen habe, den Stab, dessen Symbol Ew. Majestät mir als ein lebenslänglich theures Andenken heut schenkten, nach Allerhöchst Ihrem Willen zum Heile unsers Vaterlandes zu führen.

In tiefster Ehrfurcht und unwandelbarer Treue ersterbe ich
Ew. Majestät
allerunterthänigster
v. Bismarck“

Man beachte die Grußzeile! Ein lahmes „Mit freundlichen Grüßen“ reicht für einen König nicht aus!

(Wilhelm hatte ihm am selben Tag geschrieben: „Ich sende Ihnen gerade diesen Stock, damit Sie sich beim Anblick dieses Kranzes stets erinnern, daß Sie es gewesen, welcher diese Lorbeeren gepflanzt hat …“)

Bismarck an König Wilhelm, 18. Dezember 1864

„Ew. Majestät
melde ich allerunterthänigst, daß ich dem Feldmarschall Allerhöchstdero Befehle mündlich mitgetheilt habe. Derselbe forderte mich dabei auf, bei Ew. Majestät die Frage einer Amnestie in Anregung zu bringen. …“

Wie man sieht: Während der Untertan verpflichtet war, mit Formulierungen wie Allerhöchstdero etc. die Verwendung der Pronomen zu umschiffen, durfte der Monarch ihn einfach mit „Sie“ anschreiben. Der Kaiser brauchte nicht einmal die üblichen Anreden seiner Untertanen (Exzellenz, Erlaucht, Durchlaucht etc.) verwenden. Wilhelm schrieb später an Bismarck immer freundlich: „Mein lieber Fürst!“

Wenn man mit dem Kaiser spricht

Der Kaiser musste nicht ständig mit „Eure Majestät“ angeredet werden; die Verwendung von „Sie“ in Verbindung mit einem gelegentlichen „Majestät“ war durchaus geläufig. Das galt für Diener genauso wie für hochrangige Politiker.

Das bekannte Gespräch zwischen Wilhelm I. und Bismarck nach der „Eisen-und-Blut-Rede“ im Jahre 1862 soll das verdeutlichen:
Wilhelm: „Ich sehe ganz genau voraus, wie das alles endigen wird. Da vor dem Opernplatz, unter meinen Fenstern, wird man Ihnen den Kopf abschlagen und etwas später mir.“
Bismarck (der die Anspielung an Louis XVI. natürlich verstanden hatte): „Et après, Sire?“
Wilhelm: „Ja, après, dann sind wir tot!“
Bismarck: „Ja, dann sind wir tot, aber sterben müssen wir früher oder später doch, und können wir anständiger umkommen? Ich selbst im Kampfe für die Sache meines Königs, und Ew. Majestät, indem Sie Ihre königlichen Rechte von Gottes Gnaden mit dem eignen Blute besiegeln …“

Wenn offizielle Organe/staatliche Amtsträger über den Kaiser sprechen/schreiben

Der Hof und die Ministerien mussten ihrem Herrscher Respekt zollen; das schlug sich auch in der Formulierung entsprechender Schriftstücke und Reden nieder. In offiziellen Dokumenten oder Verlautbarungen schrieb man „Seine Majestät“ in Verbindung mit der Pluralform des Verbs. In Reden wurde auch die Singularform verwendet. Das Pronomen wird immer großgeschrieben. (Das galt auch, wenn Angehörige der Herrscherfamilie über den Herrscher schrieben.)

Ein Bulletin, am Berliner Palais ausgehängt am 8. März 1888 über den Gesundheitszustand von Wilhelm I., hatte den Text:
„Der Schwächezustand Sr. Majestät des Kaisers dauert fort. Se. Majestät nehmen ab und zu etwas Wein und flüssige Nahrung zu sich. Im Ganzen ist der Zustand ruhiger.“

Die Bekanntmachung des Staatsministeriums über den Tod von Kaiser Wilhelm I. am 9. März 1888 lautete:
„Es hat Gott gefallen, Seine Majestät den Kaiser und König, unseren Allergnädigsten Herrn, nach kurzem Krankenlager heute Vormittags 8 1/2 Uhr im achtundzwanzigsten Jahre Seiner reichgesegneten Regierung aus dieser Zeitlichkeit abzurufen. Mit dem königlichen Hause betrauert unser gesamtes Volk den Hintritt des allgeliebten ehrwürdigen Herrschers, dessen Weisheit so lange über seinen Geschicken in Krieg und Frieden ruhmreich gewaltet hat.“

In Reden vor dem Parlament verwendete man zumeist die Formulierung „Seine Majestät der König“. Das galt auch für verstorbene Könige. So sagte Bismarck in seiner Reichstagsrede vom 6. Februar 1888 über Friedrich Wilhelm IV. und seine Haltung zum Krimkrieg: „Se. Majestät der hochselige König hatte keine Neigung (…) mit einer starken Truppenaufstellung eine entscheidende Rolle in dem Kriege zu spielen.“
Fremdländische Herrscher nannte er „Kaiser/König + Vorname“ bzw. „von Russland/von Österreich/o. Ä.“

Gesandtenernennungen etc. begannen mit: „Seine Majestät der König von Preußen haben Allergnädigst geruht, …“

Preußische Gesetze begannen mit: „Wir Friedrich Wilhelm/Wilhelm/Friedrich, von Gottes Gnaden König von Preußen etc. verordnen, dass …“

Wenn man informell über den Kaiser spricht/schreibt

Schrieben Staatsdiener privat Briefe über den Kaiser, verwendeten sie entweder die Formulierung „Seine Majestät“ in Verbindung mit der Singularform (nicht der Pluralform wie in offiziellen Schriftstücken): „Seine Majestät war heute sehr schlecht gelaunt/Seine Majestät hat heute schon wieder ein neues Schiff eingeweiht, und er sagte, Er habe Sich dabei sehr gut gefühlt, denn Er liebe Seine wachsende Flotte …“ oder sie schrieben einfach „der Kaiser“ etc.

Bismarck bezeichnet Wilhelm in „Gedanken und Erinnerungen“ meist als „der König/der Kaiser“.

Wenn man über den Kaiser schimpfen möchte, und sich sicher ist, dass keine Monarchisten in Hörweite sind, die einen verpetzen könnten

Man braucht keine Rücksicht zu nehmen auf die korrekten Formulierungen. Die Monarchisten wären jedoch nicht erfreut!

Zusatzinfo: Wenn man der Bruder des Herrschers ist

Kronprinz Wilhelm von Preußen, der nachmalige König Wilhelm I. von Preußen und Kaiser Wilhelm I., schrieb über seinen Bruder, den damaligen König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen: „Seine Majestät, mein Allergnädigster Bruder“.

Frauen

Für Frauen galten dieselben Regeln, nur dass statt „Seine“ „Ihre“ verwendet wurde.

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