Archiv für den Monat: Oktober 2023

Neue Herausforderungen

Etwas Positives: Die letzten Tage hatte ich etwas mehr Energie als sonst.
Ich hatte mir erhofft, diese Energie in eines meiner Hobbys (Worms-Buch 4) investieren zu können. Stattdessen

… musste ich ein ganzes Zimmer umräumen, weil einer meiner zwei Schreibtische kaputtging.
Da ich jeden nur denkbaren Platz mit Büchern und Ablagefächern gefüllt habe, gestaltete sich das sehr schwierig: Ich musste die Sachen in zwei anderen Zimmern verteilen und weitere Möbel wegschieben, damit der Tisch überhaupt durch die Tür passte. Immerhin hatte ich genug Kraft, um diese Aufgabe in zwei Tagen durchzuziehen, mit ganz viel Hilfe von meiner Mum.
(Der alte Schreibtisch ist weg – aber nicht weggeworfen, weil wir echte Schwaben sind und ihn jetzt hinter dem Haus als Ablage benutzen. Vorher stand dort ein runder Tisch mit Blechbeinen, mit gesplitterter Tischplatte und Verfärbungen am Plastik oder was das war. Der hat sein Tischdasein auf dem Recyclinghof beendet.)

Morgen kommt der neue Tisch, dann kann ich meinen anderen endlich wieder freiräumen.

Aber natürlich hatte ich keine Zeit, mich meinem Hobby zu widmen.

Ist ja klar. Ich komme jeden Monat nur an ca. drei Tagen dazu.
Alle anderen Hobbys habe ich ohnehin schon lange aufgegeben: Sport, eine sehr spezielle Sprache lernen, Diamond Painting – und die anderen Hobbys, die ich früher hatte, habe ich sogar schon vergessen.

Und leider fällt noch so viel weiteres an, was ich irgendwann erledigen muss:

Ich muss ein neues Handy kaufen und einrichten, was ich unglaublich stressig finde, weil ich Veränderungen HASSE.

Ich muss Fotos vom alten Handy, vom Handy meiner Mum und von einem Notebook übertragen, und diese Fotos am besten noch irgendwo ein drittes Mal sichern (es sind hauptsächlich wichtige Fotos von der echten Lili und dem Blauen).

Ich muss mein Notebook bearbeiten, weil nach dem Update etwas schiefging und auf einmal 18 GB Speicher voll sind, die vorher frei waren. Von Notebooks verstehe ich aber leider nicht viel.

Ich muss einen Platz für neue und alte Bücher finden.

Ich sollte eine Sicherungskopie von meinem Blog erstellen, und ihn völlig umbauen.

Und außerdem kann ich nie vor nachts um zwei einschlafen.

Und vielleicht, vielleicht könnte ich einmal ein paar Szenen von diesem Worms-Buch 4 abtippen, aber das ist wahrscheinlich zu viel verlangt.

Über die Unplanbarkeit des Lebens einer chronisch Kranken

Wenn man chronisch krank ist, nimmt man sich ohnehin nichts Großes mehr vor. Urlaubsreise? Im Leben nicht! Ein Haus bauen? Als ob! Ein Zimmer tapezieren? Mit welcher Kraft bitte? Das Bücherregal abstauben, oder einmal etwas putzen, oder, wenn es hochkommt, 20 Minuten Sport machen? DAS sind Aufgaben, die machbar wären – wenn nichts dazwischenkommt.

Und wie oft kommt etwas dazwischen. Man kann niemals für den nächsten Tag planen; jeden Morgen beim Aufstehen erweist sich, ob man heute die anstehenden Aufgaben, Aufgäbchen vielmehr, bewältigen kann, oder ob die Kraft nur fürs Existieren ausreicht.

Man hat ja keine übersteigerten Wünsche mehr, keine ehrgeizigen Ziele, nur ganz bescheiden würde man einfach gerne den längst überfälligen Staub unter dem Bett wegwischen, oder die eingegangenen Briefe abheften – Dinge, die jemand ohne chronische Krankheit einfach zwischendurch erledigen kann.
Doch nein, es darf nicht sein. Entweder sind es Kopfschmerzen, oder es ist ein Infekt, oder es ist der Luftdruck – alles nur Kleinigkeiten für Gesunde, aber wenn man chronisch krank ist, saugen diese Kleinigkeiten unerbittlich den ohnehin schon geringen Energietank leer.

Dann sieht man die Pläne, diese hochfliegenden Hoffnungen, einmal aufzuräumen, sich die Haare zu waschen, oder vielleicht, vielleicht, einmal sich einem Hobby zu widmen – wieder zerplatzen, wie so oft, während man sich vom einmaligen Treppensteigen erholen muss (nur in den nächsten Stock!). Dann wird es schon unverhältnismäßig kräftezehrend, nur aufrecht am Tisch zu sitzen. Einmal in den Garten zu schlurfen und den Wildvögeln Körner hinzustreuen, rechtfertigt, dass man sich danach wieder hinlegt, weil man so entsetzlich erschöpft ist.

Dann bleibt der Staub eben liegen, die Papierstapel wachsen weiter, die Sportmatte zerbröselt ungenutzt, die Hobbys sind nichts als Erinnerungen an die gesunde Vergangenheit.

Und es bleibt wieder nur die Ernüchterung, dass meine Hoffnungen und Pläne, so klein sie auch waren, trotzdem zu ehrgeizig gewesen sind. Aufräumen, sich die Haare waschen, einkaufen gehen – das ist alles zu viel verlangt. Mein Schicksal als chronisch Kranke sagt: Das hast du alles nicht verdient. Vom Aufräumen zu träumen, ist nicht genug Demut.

Ich hätte auch nie gedacht, dass ich eines Tages im Leben die anderen darum beneide, dass sie Staub wischen können.