Projekt „Medara“ fertig

Seit heute ist es fertig. Das wird ein kurzes Buch, noch kürzer als Kriegsfels. Der Preis wird entsprechend gering sein.

Außerdem habe ich gerade alle meine eBooks von KDP Select abgemeldet. Heute hat schon wieder irgendjemand 2, winzige 2 Seiten von Worms-Buch 1 und vom Dietrich-Buch gelesen, und dann wohl wieder aufgehört. Mir reicht’s. 2 eBook-Seiten entsprechen nicht einmal 2 Papierbuchseiten, sondern eher nur einer einzigen Papierbuchseite! Dieses ganze Sich-Zieren, gleich wieder Aufhören, meine Güte, stellt euch nicht so an! Das ist nur ein Buch, das bringt euch nicht um, wenn ihr noch ein bisschen länger drin herumlest! Viele Bücher, die mir gefallen haben, fand ich am Anfang auch noch nicht sooooooooo überragend. Selbst mein Lieblingsfilm hat mich nicht von der ersten Sekunde an mitgerissen. (Aber dann, wenn Tom und Chris auftreten<3. ) Ich gebe jedem Buch stets etwas Zeit, mich darin einzufinden, in Stil, Atmosphäre, evtl. Humor, usw. (Persönliche Beobachtung: Die Bücher, die einen herausragenden, ganz außergewöhnlichen Anfang haben, fallen oft später weit hinter denen zurück, die am Anfang noch nicht so dick aufgetragen haben.)

Ganz ehrlich: Bei den meisten Buchanfängen muss man sich erst einmal orientieren, worum es geht, wo es spielt, wer die wichtigen Figuren sind. Man könnte sich natürlich blöd stellen: Wer sind diese Figuren, die Typen, die Tussis, was wollen die, wie, wo, was, HÄÄÄ??? Am besten höre ich nach dem ersten Satz wieder auf, echt jetzt. Blickt ja keiner durch. Warum ist der Kerl ein Käfer; warum sind die alle alte Mähren; was ist Scarlett O’Hara; warum steht dieser Alec auf einem Schiff und sieht einen schwarzen Hengst; die Ilsebill soll nicht so viel nachsalzen, das ist schlecht für die Gesundheit; wieso hat da einer im Mittelalter irgendwelche Buchstaben in die Kirchenwand gekratzt, und warum soll ein reicher englischer Junggeselle schnell heiraten?
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Wir lesen jetzt spaßeshalber den Anfang vom Worms-Buch, als wären wir solche ungeduldigen Leihbibliotheksleser:

Kapitelüberschrift: Neun Jahre vorher: Als die Hunnen kamen

Gunther von Burgund stand auf der Saalstiege und beobachtete die Menschen im Hof der Königspfalz zu Worms.

Wer ist das, wieso hat er so einen altertümlichen Namen, warum heißt das Stiege und nicht Treppe, was ist eine Pfalz? Und was zum Geier ist Worms?

Hier herrschte immer Geschäftigkeit: Knappen trugen Waffen zum Schmied, Rossknechte führten gesattelte Pferde zu ihren Rittern, Wäscherinnen schleppten Körbe mit Linnen zum Rhein hinab, Grafen ritten heran auf schäumenden Hengsten, Reisende aus den anderen Städten standen staunend starr und betrachteten den Dom Sankt Peter, und die Fahrer der Ochsenkarren trieben ihre Gespanne an mit Fluchen und mit Peitschenknallen.

Warum ist das so ein langer Satz, häää? Was ist Linnen? „Standen staunend starr“ klingt voll doof, ey, und der Dom Sankt Peter steht doch in Rom, Mann, die Autorin hat echt nicht mal das allerwenigste rescherschiehren (!) können.

Was ist mit Ochsenkarren? Warum nicht mit Flüchen? (Antwort: Dann wäre es Substantiv und substantiviertes Verb. „Mit Fluchen“ = zwei substantivierte Verben, homogener und schöner)

Was dachten sie nun?

Hä?

Wer waren diese fremden Leute, wie hießen sie, wie war ihr Leben?

Was kümmern mich diese fremden Leute? Wann kommt eine Bettszene? Schlägt da endlich mal eine dem anderen den Kopf ab?

Die Pilgerin mit dem krummen Rücken, ehrfürchtig stand sie vor dem Nordportal des Doms – war sie eine Bauernwitwe, und erfüllte sich den Herzenswunsch seit Kindesjahren, einmal Worms sehen?

Das klingt komisch! Kann man das nicht einfacher formulieren, „es war unbeschreiblich“ oder so?

Dort, Gere von Trier, vor zwei Wochen war er an den Hof gekommen als Knappe – hatte er Heimweh?

Ist Gere ein Name? Und wen interessiert das alles? Wann kommt eine Frau und verliebt sich in diesen Günther?

Vermisste er den Vater, eine Mutter hatte er ja keine mehr, oder fühlte er sich schon wie zuhause? Was dachte die Bademagd da unten, warum streichelte sie ihren runden Bauch, als wäre er ein liebes Tier?

Der ist doof, oder nicht?
(Antwort: Der ist in dieser Szene noch sehr jung. Da glaubt man noch an den Storch.)

Der Bauer mit dem Ochsenkarren hatte solch tiefe Sorgenfalten, dass er sie selbst von hier oben aus erkennen konnte. Worüber hatte er sich immer grämen müssen? Übers Wetter?

Was ist „grämen“? Was hat ein Bauer mit dem Wetter zu tun? Eh, Leute, macht endlich was! Bringt euch um! Bringt die Schwangere um, oder den trotteligen Protagonisten!

Sein Vater wusste das alles. Sein Vater wusste immer, was zu tun war, und wenn er’s einmal nicht wusste, fragte er den Herzog von Tronje um Rat. Sein Vater war der klügste König der Welt, und Gunther würde nie so klug sein wie er. Er würde ein schlechter König werden, denn dass er eines Tages König würde, das hatte Gott so gefügt.

Eh, Mann, Autorin, also Gott ist sowas von out. Das interessiert doch keinen mehr! Und der letzte Satz, also, eine logische Schlussfolgerung sieht anders aus.
„hatte gefügt“: So redet doch heutzutage niemand mehr!

Er sah bang zum Dom hinauf. Der Dom hatte kein Gesicht, und doch schien es ihm, als blicke er gütig auf die winzigen Menschen herab. Alle Häuser, ja, selbst die Königspfalz, schienen sich vor ihm zu verneigen.

Bang. Bang. Also wie im Comic: Bäng? Zack, Pow, Wow, Powow? Dom. – Das ist nur ein Götzentempel. Interessiert niemanden.

„ja, selbst“ – so schreibt auch niemand mehr! „Gütig“ – geht’s noch? Ist das Fanfiction für Konservative?

Nein, echt, es ist noch gar nichts passiert, die Hauptfigur ist sogar selten doof, echt, die denkt wie ein Kind aus dem finsteren Mittelalter, so ein bescheuertes Buch, es hat auch gar keinen schönen Schreibstil, sondern ist voll plump, unbeholfen und mit Worten, die ich gar nicht kenne. Altertümelnder Bullshit. Ich lese lieber was Spannendes, wo die sich in der Besenkammer die Köpfe abschlagen. Bescheuertes Buch.

(Wenn man alles zerschnipselt und sich doof stellt, klingt jedes Buch bescheuert. Das machen wir mal wieder, dann nehme ich Goethes Wahlverwandtschaften, und wir zerlegen die genauso!)

Und deshalb habe ich alle meine Bücher von der Leihbibibliothek abgemeldet. Ab August werden sie nacheinander daraus verschwinden, und stattdessen auch auf Weltbild, Thalia usw. zu finden sein.

 

Und um die ungeduldigen Leihbibliotheksleser vollends zu vergrämen: Ich habe inzwischen ein Buch geschrieben, auf dem schon auf der ersten Seite ein Kopf fällt. (Angeblich.) Beteiligt sind ein Vater und sein Kind = Familiendrama! Leider werde ich dieses neue Buch gar nicht erst bei der Leihbibliothek anmelden. Tja, Pech gehabt.