Titel-Casting: Das große Finale!

Heute ist es soweit: Wir enthüllen den Titel für meinen neuen Roman! Ab heute wird das Projekt nicht mehr kryptisch „KvB“ heißen, sondern einen richtigen Namen haben!

Nur noch zwei potentielle Titel sind im Rennen:
Der Kaiser von Berlin
und
Der König von Burgund

Wer kommt auf das Cover meines neuen Romans?

Wovon wird mein neuer Roman handeln?

Der Kaiser von Berlin:

Beinahe hätte das Leben dieses preußischen Prinzen und künftigen Königs gleich am Tag seiner Geburt wieder geendet, denn kaum war er auf der Welt, atmete er schon nicht mehr. Die Hebamme Fräulein Stahl war es, die ihm mit einem Handtuch so kräftige Schläge gab, dass er wieder zu Bewusstsein kam.
Der Arzt hatte bei der schweren Geburt Wilhelms linken Arm irreparabel verletzt – der Arm blieb sein Leben lang verkürzt, selbst eine normale Benutzung von Messer und Gabel war Wilhelm nicht möglich.

Seine narzisstische Mutter verzieh ihm diesen Makel nie, und bestrafte alle kindliche Zuneigung mit Bitterkeit und Kritik. Noch Jahre später erzählte Wilhelm dem russischen Außenminister, dass ihn seine Eltern nie geliebt hatten. Der russische Außenminister war weniger mitfühlend als vielmehr befremdet.

Seine Großeltern väterlicherseits hatten ihn dafür umso lieber, denn sie waren keine Geringeren als Wilhelm I. und Augusta, Kaiser und Kaiserin des Deutschen Reiches.

Am 15. Juni 1888, nach dem frühen Tod seines schwerkranken Vaters, bestieg Wilhelm im Alter von 29 Jahren den Thron. An seiner Seite: Fürst Otto von Bismarck, Kanzler und Genie, Architekt der deutschen Einheit von 1871 und Meister der Bündnispolitik. (Nach anderer Lesart: „Dämon“, Unterdrücker und Kriegstreiber, Machiavellist und Ränkeschmied.)

18. März 1890: Nach verschlungenen Intrigen wurde Bismarck nahegelegt, sein Rücktrittsgesuch zu verfassen. Das letzte. (Es war das einzige von mehr als einem Dutzend Rücktrittsgesuchen, das angenommen wurde.)
Als „Alter im Sachsenwald“ wütete er fortan gegen den Kaiser, legte testamentarisch fest, dass auf seinem Grabstein nur „Fürst von Bismarck, ein treuer deutscher Diener Kaiser Wilhelms I.“ stehen sollte, und veröffentlichte in einer ihm treuen Hamburger Zeitung geheime Staatspapiere. Man wecke niemals den Zorn eines Bismarck!

Wilhelm II. ließ das Bündnis mit Russland auslaufen, band sich noch enger an Österreich-Ungarn, schickte Transvaals Ohm Kruger ein Glückwunschtelegramm zur erfolgreichen Zurückschlagung des Jameson-Raids, wurde daraufhin von den internationalen Medien verdammt für die Beglückwünschung; stieß mit seinen Reden Leute vor den Kopf, erklärte seinen Soldaten gleich nach der Thronbesteigung, dass sie im Falle eines Falles selbst auf ihre Väter und Brüder schießen müssten; war Wagnerfreund, gewann Kolonien; er verhinderte nicht den Völkermord an den Herero und Nama, er entsetzte die Weltöffentlichkeit mit der Hunnenrede, er war ein Jäger furchtbaren Ausmaßes, er kümmerte sich nicht um Standesschranken; als er einmal bei einem Besuch in Deutschlands Osten erfuhr, dass ein Dorf drüben in Russland völlig niedergebrannt war, fuhr er kurzerhand hin und schenkte den obdachlosen Bauern Geld für den Wiederaufbau; in der Weihnachtszeit schritt er mit dem weißen Mantel und dem Adlerhelm auf dem Kopf durch Berlins Straßen und verteilte Geld an Arme, und er erklärte noch im Exil: „Ich habe den Krieg nicht gewollt.“

Vielfältig interessiert, sprunghaft und intelligent – er entwarf Uniformen, leitete Ausgrabungen, malte und zeichnete, entwarf eine Eschenbach-Statue für das Wagnerdenkmal in Berlin, schrieb Bücher, erfand die Wattestäbchen, führte Wetterbeobachtungen, dirigierte, ohne Dirigieren gelernt zu haben, wusste alles über Schiffe, wollte „sein eigener Bismarck“ sein, und im Kriege wurde er immer mehr zu einem Schattenkaiser, an die Wand gedrängt von der mächtigen OHL. Über seine Rolle beim Ausbruch des Weltkrieges wurden schon tausende von Seiten geschrieben, und noch immer besteht kein Konsens unter den Historikern. Er träumte noch im Exil davon, dass er wieder zurück auf den Thron gelangte, und sah schon seine Chancen steigen mit einer neuen aufsteigenden Partei – zumal einer der Partei-Granden ihm versicherte, sie wollten die Monarchie wiedereinführen. Wir wissen, was geschah, und auch Wilhelm erkannte, dass keine Aussicht auf Rückerlangung seines Throns bestand. Er empörte sich über die Ereignisse des 9. November 1938, und doch schickte er noch 1941 ein Glückwunschtelegramm zum Sieg über Frankreich. In seinem Namen erschien im Jahre 1938 in einer US-amerikanischen Zeitung ein Interview zu Deutschlands Regierung, in dem Kaiser Wilhelm II. verriet, was er vom Kanzler und Reichspräsidenten hielt: „Nichts.“ „But of our Germany, which was a nation of poets and musicians, of artists and soldiers, he has made a nation of hysterics and hermits, engulfed in a mob and led by a thousand liars or fanatics …“ (Zit. n. Friedrich Wilhelm Prinz von Preußen „Gott helfe unserem Vaterland. Das Haus Hohenzollern 1918-1945“, München 2003, S. 150)
Für jede Aussage von Wilhelm II. findet man eine andere, die das genaue Gegenteil verkündet. Was er hasste, liebte er, und was er liebte, hasste er. Er machte Scherze und hatte einen gewaltigen Hang zum Aufschneiden, und meinte er wirklich alles ernst, was er sagte? Sein Heer und seine Marine bereiteten ihm riesige Freude – aber wollte er sie wirklich einsetzen? Manchen schien es, als freue er sich daran wie ein Kind, das sein Spielzeug nicht kaputtmachen will. Hat er den Krieg gewollt? War es ein Präventivkrieg, lange geplant im deutschen Generalstab? Schlitterte Wilhelms Deutschland wie alle anderen ungewollt in einen Weltkrieg? War er unzurechnungsfähig? War er eiskalt und berechnend? War er überfordert mit seinem Amt? War er ein Schurke, der seine narzisstische Wunde mit Weltherrschaftsplänen zu heilen trachtete, oder war er eine tragische Gestalt, im Herzen ein schwacher Monarch, hinter dessen Pomp und Gloria nur ein Junge kauerte, der geliebt werden wollte? Können wir ihn je verstehen, durchschauen? Konnte er es denn selber?

Der König von Burgund:

Gunther von Burgund gilt allgemein als schwacher Monarch. Er steht im Schatten seines übermächtigen Lehnsmanns und Beraters, und seine herausragende Eigenschaft im Nibelungenlied ist die Wankelmütigkeit. Aber er ist auch durchaus liebenswürdig, will eigentlich mit allen gut Freund sein, mehrt gerne den Reichtum Burgunds, verschließt sich mit Vorliebe der Realität, und ist ganz schön intelligent, denn er liefert sich mit Hagen ein paar der besten Wortwechsel des Epos, voller Subtext politischer und persönlicher Natur. Subtext ist super. Eigentlich ist Gunther ganz Gentleman, denn bei der Donauübersetzung spricht ihn Hagen missgelaunt mit „Du“ an, und Gunther bleibt respektvoll beim „Ihr“. Kritik durch vorbildliches Verhalten – das ist die feine rheinische Art.
In der Lesart aller Leser sind seine Kampfkünste nur solala – er übersteht den Kampf gegen die Hunnen, den Brand des Saals, den Kampf gegen Rüdegers Männer und gegen die Männer von Dietrich von Bern, und das über mehrere Tage hinweg. Ich glaube, im Vergleich zu den Wormsern sind alle anderen Helden Weichlinge.

Hagen ist Gunthers treuester Lehnsmann und Berater. Er ist praktisch sein Bismarck. Oder Metternich. Oder Rainald von Dassel. Oder Mercurino Gattinara. – Genug der treuen Monarchisten, Hagen braucht keinen Vergleich. Er ist schließlich der Prototyp des treuen Monarchisten. Er ist viel cooler als die anderen Figuren des Nibelungenlieds, denn er ist treu, klug, listig und ein überragender Kämpfer. Manche sagen, er sei ein Verräter, weil er Siegfried umbringt – aber warum um Himmels willen sollte er einem Kerl treu sein, der nicht sein König ist? Und selbst wenn der Kaiser von China zu Besuch nach Worms käme, müsste Hagen ihm auch nicht treu sein. Er ist, um einen unzeitgemäßen Begriff zu bemühen, Realpolitiker durch und durch. Er ist immer bedacht auf die Ehre des Reiches. Und auf die eigene Ehre, denn wenn jemand seine Ehre zu kränken wagt, stirbt er lieber, als dass er diese Kränkung auf sich sitzen lässt. Er schmiedet gerne Ränke, und in Wagners Götterdämmerung ist er übrigens ein Hobby-Giftmischer und mobilisiert mit Vorliebe das Heer.

Die Handlung des Nibelungenlieds ist ja weithin bekannt. (Tumber Held kommt in die Metropole Worms, führt sich rüpelhaft auf, Wormser beschwichtigen ihn, benutzen seine Heldenkraft als Werkzeug für diverse ehrliche und unehrliche Unternehmungen, tumber Held heiratet Kriemhild, Gunther heiratet Brünhild, Frauenstreit, Wormser bringen Siegfried um aus Gründen der Ehrenrettung der Königin (im Mittelalter brachte man sich schon wegen viel geringerer Vergehen um! Markgraf Ekkehard von Meißen musste sterben, weil er das Essen der Schwestern von Kaiser Otto aufaß!), Hagen versenkt Schatz im Rhein, weil er als der Konservativste aller Konservativen auch nur konservativen Vermögensanlagestrategien vertraut, Kriemhild heiratet Etzel, Kriemhild lädt die Wormser ins Hunnenland ein, Kriemhild lässt 9000 Wormser Knappen umbringen, Hagen bringt Kriemhilds Kind um, Gemetzel bei Etzel, alle sind tot, bis auf die großen Drei, die sterben im Kapitel danach, fertig.) – Den Menschen des Mittelalters gefiel dieses abrupte, mächtige, paukenschlagähnliche Ende aber nicht. Irgendjemand dichtete eine lange Fortsetzung, in der es um die Trauer der Überlebenden geht, um die Beisetzungszeremonien, und in der im Übrigen Kriemhild von aller Schuld reingesprochen wird. (Frag mal einer die Mütter der armen 9000 Knappen.) Nein, nein, die Figuren des Nibelungenlieds sind alle moralisch grau, bis auf die weise alte gute Ute, die Mutter, aber auf weise alte Mütter hört ja nie jemand.

Widmen wir uns lieber der Vorgeschichte der Ereignisse! Den Kampf mit dem Drachen kennt jeder, aber was machten die Wormser früher? Als Siegfried nach Worms gehen wollte, warnte ihn sein Vater vor den gefährlichen Burgunden. Wie kamen sie zu diesem Ruf? Was für Ränke schmiedeten sie, welche Intrigen haben sie ersonnen?

Wir treffen Gibich, den alten König mit der Leidenschaft für Giftanschläge. An seiner Seite sein treuer Berater, der alte Herzog von Tronje, grantig und verlässlich. Er hütet düster ein böses Geheimnis. Wir treffen Otto von Sachsen, den König mit dem Herzen am rechten Fleck und der leeren Schatzkammer. Und wir treffen die prominenten Figuren: Kriemhild, die schon in der Jugend einen Hang zum Ränkeschmieden hat, aber ihre Listen hinter einer lieblichen Fassade versteckt. Gunther, der unglückselige Thronerbe, der beim Turnier immer aus dem Sattel fällt, dessen intellektuelle Neigungen der Vater verachtet, und der zum Ränkeschmied wird, weil er den offenen Kampf nicht wagt. Dabei will er doch nur ein guter König sein, aber seine Furcht vor der Macht ist Schwäche, und Burgunds Fürsten zerfleischen sich gegenseitig wie ein Wolfsrudel. – Und wir treffen auf Hagen, den Verwandten der Königsfamilie, der als Geisel am Hunnenhof leben muss bei König Etzel. Er würde am liebsten Priester werden, denn ihm als Neffe von König Gibich würde einst ein Bistum winken, und Bischöfe sind einflussreiche Besitzer von Grund und Hörigen, Politiker, die man nicht übergehen darf. Das mit dem Priestertum wird freilich nichts, und Hagen wird zum unbeugsamen Krieger. Bis er merkt, dass er auch Talent zur Diplomatie hat, und wer die Zunge und das Schwert zu führen weiß, ist ein gefährlicher Mann … Wir treffen außerdem auf Dietrich von Bern, Walther von Spanien, Volker von Alzey, Giselher und natürlich Gernot, Bischof Gerd von Worms, und das Pferd namens Totenwache ist auch dabei!

Wer kommt auf das Cover meines neuen Romans? Wer ist es?

Wann erfahren wir es?

Sag es uns!

Ich muss die Verkündung des Siegers noch zwanzig Minuten hinausziehen (so gehört sich das bei Castingshows), also machen wir erst einmal ein bisschen Werbung:

General Rudolf von Kückenstaal hat kein Talent zum Schlachtenlenker. Seine Frau Susanna dagegen ist ein Genie im Erstellen von Operationsplänen. Rudolf ist Mitarbeiter im Generalstab, seine Pläne aber stammen von seiner Frau. Dank ihres Talents gewinnt das Kaiserreich Huwelreich seine Feldzüge – doch eines Tages stirbt Rudolf. Das ist nicht nur eine Tragödie für seine Frau, das ist eine Tragödie fürs ganze Kaiserreich: Ohne Susannas Pläne wird Huwelreich seine Kriege wieder jämmerlich verlieren. Doch eine Frau beim Heer, das ist undenkbar … Da beschließt Susanna, den Tod ihres Mannes zu vertuschen und sich als General Rudolf Kückenstaal auszugeben. Es beginnt der größte Skandal, den Huwelreich je erlebt hat.

Der neue verrückte Roman von Lili Vogel erscheint demnächst!

Werbung Ende

Wer kommt auf das Cover – gut jetzt!

Bejubelt mit mir den Sieger:

Es ist „Der König von Burgund“! Exakter Titel: „Der König von Burgund und die Geisel“. Die Wormser haben gewonnen! Juhu!

Und ein Trostpreis für alle, die traurig sind, weil nicht „Der Kaiser von Berlin“ gewonnen hat:
Ich habe bereits ein Buch zum Thema geschrieben. Eigentlich fünf.

Denn Kaiser Johann von Hohenmeiningen ist zu einem Drittel inspiriert von Kaiser Wilhelm I., zu zwei Dritteln aber von Kaiser Wilhelm II., so, wie ihn seine Freunde und Anhänger sahen. Kaiser Johann hat tausend Hobbys, ist immer gut drauf, immer voller Tatendrang, raubt allen anderen den letzten Nerv, Kaiser Johann will jeden Tag Geburtstag haben, immer geliebt sein, aber er würde nie etwas Böses tun wollen. Er ist im Herzen immer Kind geblieben, das spielen will, und im tiefsten Innern hat er nur gute Absichten.

Und noch eine weitere Figur ist von Kaiser Wilhelm II. inspiriert, nämlich Guntram von Friedenfels. (Zu 50 Prozent ist er caußerdem von Franz Joseph inspiriert, und zu ca. zehn Prozent vom Merowingerkönig Guntram, der zum Teil wiederum ins Nibelungenlied einging als Gunther, und meine Figuren sind praktisch alle dieselben.) Der Friedenfelser ist so, wie Wilhelm sein wollte. Folgendes Zitat von Wilhelm ist die Basis seiner beiden literarischen Alter Egos (Zit. n. Michael Balfour, Kaiser Wilhelm II. und seine Zeit, 1979 Frankfurt-Berlin-Wien, S. 272)

„Ich habe mir gelobt, auf Grund meiner Erfahrungen aus der Geschichte niemals nach einer öden Weltherrschaft zu streben. Denn was ist aus den großen sogenannten Weltreichen geworden? Alexander der Große, Napoleon der Erste, alle die großen Kriegshelden, im Blute haben sie geschwommen und unterjochte Völker zurückgelassen, die beim ersten Augenblick wieder aufgestanden sind und die Reiche zum Zerfall gebracht haben.
Das Weltreich, das ich mir geträumt habe, soll darin bestehen, daß vor allem das neuerschaffene Deutsche Reich von allen Seiten das absolute Vertrauen als eines ruhigen, ehrlichen, friedlichen Nachbarn genießen soll und daß, wenn man dereinst vielleicht von einem Deutschen Weltreich oder einer Hohenzollernweltherrschaft in der Geschichte reden sollte, sie nicht auf Eroberungen begründet sein soll durch das Schwert, sondern durch gegenseitiges Vertrauen der nach gleichen Zielen strebenden Nationen, kurz ausgedrückt, wie ein großer Dichter sagt: ‚Außenhin begrenzt, im Inneren unbegrenzt‘.“

Und deshalb erkennt man Züge von Kaiser Wilhelm in allen bis jetzt erschienenen Huwelreich-Büchern: Der Kaiser von Huwelreich, Die Rose von Huwelreich, Wie man einen Kaiser erpresst, Der König von Blauwittern, und im bald erscheinenden „Der Kaiser, sein Feind und der Krieg“. Überall ist Wilhelm dabei.

Das neue Buch aber wird „Der König von Burgund“ heißen, und es bleibt noch viel zu tun! Die dramatischsten Szenen fehlen noch, Feuersbrunst, Kriege, Morde – was es eben so gibt im sagenhaften Mittelalter.

Und hiermit geht das Titel-Casting zu Ende, und ich verabschiede mich für heute, denn ich muss weitergehen ins Hunnenland und nach Worms.