Es ist Zeit für ein kurzes Lebenszeichen von mir. Verzeiht, dass dieser Blogartikel schlecht geschrieben und unzusammenhängend ist – doch ein annehmbarer Artikel würde viel Zeit brauchen, und dafür fehlt mir die Kraft. Vielleicht werde ich ihn auch später wieder löschen, wenn er mir dann peinlich ist. Alles, was ich geschrieben habe, wird mir über kurz oder lang peinlich. Besonders das Worms-Buch.
Bis Anfang Februar habe ich hier mehrere neue Kapitel fürs Worms-Buch 4 einstellen können. Dann verlor ich wieder alle Energie. Der Februar ging schließlich in den März über, meinen Geburtstagsmonat. Inzwischen ist jeder neue Geburtstag mit einer depressiven Phase verbunden, denn mit jedem Jahr, das ich älter werde, tritt noch deutlicher zutage, dass ich in jeglicher Hinsicht gescheitert bin. Meine Altergenossinnen und -genossen sind erfolgreich, stehen mitten im Leben, haben sich ihre Träume erfüllt usw. Ich dagegen habe es zu nichts gebracht.
Außerdem bekomme ich jetzt Falten! Das ist sehr frustrierend. Meine Mum sagt, sie sehe noch keine, aber ich sehe sie genau! Tiefe Zornfalten. Lachfalten dagegen bekomme ich keine – logischerweise.
Ich habe mir neue Hautpflegemittel aus Südkorea gekauft, die hoffentlich helfen werden.
Im Übrigen haben ein paar Menschen mehrere Worms-Bücher gekauft. Vielen Dank dafür! Ich hoffe, es gefällt euch, und ich möchte mich gleich entschuldigen, falls es doch nicht gefallen hat.
Nachdem ich das Geburtstagstief endlich überwunden hatte, kam ein neues Drama: Ein Bekannter sagte mir, dass ich es anderen Menschen gönnen solle, wenn sie sich des Nibelungenthemas kreativ annehmen – vor allem dem Filmstudio und einem gewissen Bestsellerautor. Diese Menschen seien nun einmal kreativ, darum änderten sie auch viele Dinge ab. (Für mich hieß das somit: Ich bin nicht kreativ, ich darf mich dieses Themas nicht annehmen, ich bin unfähig und kann nichts.)
Im Gespräch mit dem Bekannten entstand bei mir der Eindruck, er spreche mir die Erlaubnis ab, „Bücher“ nach Motiven des Nibelungenliedes zu schreiben, aber spreche jedem sonst das Recht zu, sich mit dieser Materie zu befassen. Das hat mich sehr gedemütigt. Wie ihr wisst, hasse ich Verfälschungen des Epos! Das Filmstudio und der Beststellerautor bewerben ihre Kreationen, als wären sie die wahre Geschichte, nicht eine tief veränderte Variante! Und ein argloser Zuschauer oder Leser, der keine weitreichenden Kenntnisse vom Nibelungenlied hat, glaubt ihnen. Man kann nicht verlangen, dass ein normaler Mensch, der sich zum ersten Mal mit diesem bekannten Werk der deutschen Kultur auseinandersetzen möchte, sich gleich tief in die Materie einliest, um zu erkennen, dass es verschiedene Varianten gibt, und die Romane und Filme der letzten Jahrzehnte ganz weit vom Epos abweichen. Also wird die entstellte Filmvariante für viele Menschen, wenn nicht gar ganze Generationen, zur Originalversion der Nibelungengeschichte werden! Den Zuschauern kann man das, wie gesagt, nicht zum Vorwurf machen – aber den Filmstudioleuten und dem Autor H., die das Publikum bewusst täuschen!
Das ist der Unterschied zu meiner Geschichte: Ich sage gefühlt zum tausendsten Mal, dass meine Variante nur eine Zusatzgeschichte ist, Fanfiction, das Epos nicht anzutasten vermag, und so weiter. Wer hier öfter mitliest, weiß, was ich meine.
Also war ich 2 Wochen lang wieder zutiefst erschüttert und habe meine Machwerke wieder einmal aus dem Internet genommen. Großes Drama eben.
Irgendwann haben wir uns dann ausgesprochen: Mein Bekannter hat nichts böse gemeint, er meinte z. B., ich solle mich um meiner selbst Willen nicht ärgern, ich sei ebenfalls kreativ, er finde es toll, was ich gemacht habe usw. Ich war dann auch versöhnt – doch es ist trotzdem ein neuer Schlag gewesen, und allmählich vergesse ich die freundlichen Dinge, die er gesagt hat, und kann mich nur noch an meine eigene Interpretation seiner Aussagen erinnern.
Beruflich ist meine Lage ähnlich finster wie bei vielen anderen Menschen in Deutschland.
Viele weitere Entwicklungen in meinem Leben bringen nur neue Arbeit, Mühen, Anstrengungen. Der Umgang mit fremden Menschen raubt mir alle Kräfte; die Nervosität davor und die Erschöpfung und der Zorn danach erstrecken sich über Tage, an denen ich weder etwas lesen noch sonst etwas Sinnvolles tun kann. Fürs Worms-Buch habe ich erst recht keine Kraft mehr.
Immer, wenn ich versuche, ein wenig Ordnung in mein Dasein zu bringen, kommt von außen noch mehr Chaos, Stress und Drama. Und leider ist es immer das Worms-Buch, das als erstes zurücktreten muss. Zudem neigen fremde Menschen dazu, mich zu verspotten und mir gleich bei der ersten Interaktion zu zeigen, wie dumm und blöd sie mich finden. Und wie miserabel das alles wieder formuliert ist! Ich kann nicht schreiben.
Dann kam der Tod von Papst Franziskus. Ich habe geweint, als ich davon erfuhr. Ich schaute viele Sondersendungen, und sein Requiem habe ich von Anfang bis zum Ende angeschaut; anders als damals bei Papst Benedikt, wo ich überhaupt nichts anschauen wollte, weder das Requiem noch Sondersendungen, gar nichts. Wir haben auch alle Zeitungsartikel über Franziskus ausgeschnitten und sie in eine Schachtel gelegt, zu den Zeitungsartikeln über Benedikt.
Doch wie Domenico Tardini in seinem kleinen Büchlein über Pius XII. zitierte: „Die Päpste sterben, der Papst stirbt nicht.“ Papst Franziskus ist heimgekehrt. Die Welt wird einen neuen Papst bekommen.
Ich war traurig, aber auch voller Hoffnung und Vorfreude auf den neuen Pontifex. So hätte es sich Franziskus gewiss auch gewünscht: nach vorne schauen.
Und dann kam die Wahl von Leo XIV.
Das Konklave von Franziskus habe ich damals nicht mitverfolgt, da ich beleidigt war wegen Benedikts Rücktritt. Im Laufe der Zeit haben meine Mum und ich uns an Franziskus gewöhnt. Natürlich war er, der Extravertierte, der vieles anders machte, unseren Herzen nie so nah wie der Vorgänger. (Und seinen Umgang mit Gänswein hießen wir keinesfalls gut). Später las ich das Buch „El sucesor“ von Franziskus über Benedikt, und seitdem bin ich 100 Prozent überzeugt, dass Franziskus Benedikt wirklich so sehr schätzte, wie er immer gesagt hat.
Auffällig ist, dass wir, wenn wir über Franziskus sprachen, meistens nicht sagten: „der Papst“ sondern „der Franziskus“ (wir sind Schwaben, da stellt man immer einen Artikel vor den Namen). „Der Papst“ war meistens reserviert für Benedikt; bei allen anderen hieß es „Papst (Name)“.
Leo! Wir hatten Prognosen aufgestellt, wie der neue Papst heißen würde, woher er kommen würde, wann er gewählt werden und wo er wohnen würde.
Meine Eltern und mein Bruder meinten, er würde aus Europa kommen; ich vermutete Afrika (Kardinal Turkson war mein Favorit gewesen. Aber mein allergrößte Hoffnung war, dass die Kardinäle beschließen würden, diesmal jemanden von außerhalb zu wählen, und zwar Georg Gänswein). Meine Mum und mein Bruder glaubten, der Nachfolger Petri würde am zweiten Tag gewählt werden; ich entschied mich für den dritten und mein Vater für den siebten Tag. Beim Namen hatte ich vor einiger Zeit schon erwähnt, dass Johannes der häufigste Papstname ist; also nahm ich aus Gründen der Statistik Johannes. Meine Eltern schlossen sich an. Mein Bruder entschied sich für Gregor, um mir eine Freude zu machen, da Gregor VII. einer meiner Lieblingspäpste ist.
Mein Vater und ich lagen mit allem falsch, meine Mum und mein Bruder haben immerhin den Tag der Wahl erraten. Nur den Wohnort, den Papstpalast, hatten wir alle richtig!
Meine Eltern und ich haben die Verkündung des neuen Papstes gemeinsam angeschaut, und mein Bruder bei sich daheim ebenfalls. Es war ein historischer Augenblick! Der Papst gab sich den Namen Leo: wie der liebenswürdige Gioacchino Pecci, den man auf einer der ältesten Filmaufnahmen so väterlich segnen sieht <3. Leo XIII., der Papst der Arbeiterfürsorge, der humorvolle Intellektuelle, der den Kulturkampf mit Bismarck beendete und zu einem hohen runden Priesterjubliäum eine Mitra trug, die ihm der Protestant Wilhelm I. geschenkt hatte!
Jetzt konnte man sehen, wie das Rad der Geschichte sich weiterdrehte, wie auf Leo XIII. ein neuer Leo folgte, die lange Reihe der Nachfolger Petri um einen Namen gewachsen ist.
Im ersten Moment auch ein Wermutstropfen: ein US-Amerikaner! Müssen sie denn alles haben? Doch meine Sorgen vergingen im nächsten Augenblick:
Als er dann auf den Balkon trat mit der traditionellen Mozetta, gekleidet wie seinerzeit Benedikt, war ich zu Tränen gerührt! Seine ersten Worten waren so unglaublich päpstlich: „Der Friede des Herrn sei mit euch allen!“
Habemus papam! Eine neue Person der Geschichte ist entstanden!
Es war so wunder-, wunderschön.
Ach, Leo! Außerdem ist für meine Eltern die beeindruckende Situation eingetreten, dass sie fast so alt oder ÄLTER sind als der Papst! Ich habe meinen Vater gefragt, ob ihm das nicht zu denken gibt, dass der Papst nun jünger ist, schließlich ist das ein Meilenstein, der schwerer wiegt als jeder runde Geburtstag. Seine Reaktion: Nö. – Na dann!
Papst, Papst, Papst! Ich habe Leos erste Messe angeschaut, und die Amtseinführung, die Besitzergreifung von San Giovanni in Laterano, die Messe mit Priesterweihe, die Messe zum Tag der Familien sowie den Auftritt am Ende des Rosenkranzes zum Ausklang des Marienmonats Mai und seinen Gruß an die Teilnehmer des Giro d’Italia.
Außerdem lese ich zur Zeit ein Buch von Prof. Andrea Riccardi über Pius XII. auf Italienisch. Und ständig erzählen meine Mum und ich uns Erinnerungen an Benedikt. Das neue Buch über Leo XIV. habe ich bereits gelesen. (Die Biographie von Prof. Jörg Ernesti über Leo XIII. steht schon seit letztem Jahr oder so in meinem Regal).
Habt ihr gesehen, dass ihm eine Frau einen Strickpapst zugeworfen hat? Sucht es im Internet, soooo süß!
Ich habe übrigens einen Whatsapp-Kanal erstellt, auf dem ich die Bücher poste, die ich gelesen habe. Falls mir jemand folgen möchte. Bis jetzt habe ich 2 Abonnenten, meine Mum und meinen Bruder.