Fragen an Lili Vogel

Das hier sind die ausführlichen Antworten, für alle, die mich näher kennenlernen möchten!

Woher kommt der Name Huwelreich?

Der Name Huwelreich ist von dem niederländischen Wort für Hochzeit inspiriert: „Huwelijk“.

Wo findest du Ideen für neue Geschichten?

Fast nur in Büchern. Vornehmlich in Fachbüchern über Geschichte. Manchmal reicht nur ein Satz, um mir eine vage Idee für einen Roman zu liefern. Diese Ideen sind anfangs nur Problemstellungen oder Fragen, z. B. „War Österreich-Ungarn wirklich zum Scheitern verurteilt, weil Vielvölkerstaaten angeblich nicht lebensfähig sind?“

Die Handlung entwickle ich dann Stück für Stück.

Auch in Wagners Werken finde ich Inspiration.

Wer sind deine Vorbilder?

Mein Lieblingsautor ist der Dichter (?) / die Dichterin (?) / oder waren es mehrere ? des Nibelungenlieds.

Mein anderes großes Vorbild auf künstlerischem Gebiet ist Richard Wagner. (Ja, ich habe einen Komponisten als Vorbild und kann nicht einmal Noten lesen, hihi …) Ich bewundere an ihm, dass seine Werke den Zuhörer völlig einfangen, völlig fordern. Wer sich wirklich mit ihm beschäftigt, kann seine Werke nur lieben oder hassen, nichts dazwischen.

Vor allem seine Leitmotivtechnik inspiriert mich. Die Musik weiß mehr als die Figuren, sie kennt Zukunft, Vergangenheit und Gegenwart, sie durchschaut die Absichten aller Akteure, und die Figuren nehmen ihre Warnungen nie wahr. Diesen Effekt versuche ich auf die Literatur zu übertragen durch die Verwendung von Metaphern. Die Metaphern können Stimmungen erzeugen, sie können vorausdeuten oder die Worte der Figuren konterkarieren; sie können Wahrheit aufdecken, die Geisteshaltung der Perspektivträger freilegen oder einfach eine humoristische Zugabe sein.

Der (meiner Meinung nach) größte Stilist der deutschen Sprache: Otto von Bismarck

Weitere Vorbilder: Goethe und Schiller; ich bewundere sie schon seit ich vierzehn war.

Thomas Mann

Hermann Hesse (auch wenn er leider kein Wagnerianer war)

Herta Müller

Die großen französischen und russischen Erzähler des 19. Jahrhunderts. Ich liebe die Personenbeschreibungen von Zola, Hugo, Tolstoi usw. Sie nehmen ihre Figuren nicht so ernst, wie es viele moderne Autoren tun. Amüsiert zeigen sie die Schwächen der Leute, ihre Hybris, sie zeigen, wie kleine Geister sich groß fühlen usw.

Mein Lieblingsopernsänger. Er ist großartig, und dabei ganz bescheiden! Deshalb erwähne ich auch seinen Namen nicht, falls er das nicht wollte. Ich habe sogar ein Autogramm von ihm! Ich habe ihn schon fünfmal live gesehen, aber ich muss zugeben: Er ist kein Jahrhundertsänger.

Er ist ein Jahrtausendsänger!

Ist Lili Vogel dein richtiger Name?

Nein. Es ist mein Pseudonym. Ich habe mich nach meinem Haustier benannt. Mein Schwarzköpfchen (eine kleine Papageiendame) heißt Lili.

Was bedeutet für dich Glück?

Eine perfekt besetzte Götterdämmerung.

Welche deiner Figuren magst du am wenigsten?

Alexia und Valerie. Ich hasse diese beiden!

Welche deiner Figuren magst du am meisten?

Gunther und Hagen. Eindeutig. Hagen gefällt mir noch einen Tick mehr. Nummer drei und vier sind Fidelius von Eisenbiss und Guntram von Friedenfels. Oder andersrum.

Wie schreibst du deine Bücher? Planst du alles im Voraus, oder schreibst du einfach drauflos?

Ich beginne erst mit dem Schreiben, wenn ich den groben Verlauf der Handlung weiß. Kleinere Handlungsstränge denke ich mir jedoch erst während des Schreibens aus.

Hast du irgendwelche besonderen Schreibtraditionen, Ticks, …?

Nun, inzwischen ist das gewiss eine Besonderheit: Ich schreibe von Hand. Wie früher. Weil meine Vorbilder das auch so gemacht haben.

Und ich liebe Schreibutensilien! Vor allem Füller, Füller, Füller … Ich habe bestimmt dutzende davon (vor allem günstige aus China, und einige aus Deutschland/den USA; keiner war teurer als 40 Euro. Die teuren Modelle kann ich nur im Internet bewundern.  ). Ständig wechsele ich zwischen meinen Füllern hin und her, selten schreibe ich einmal eine Seite mit demselben Schreibgerät. Je nach Thema der aktuellen Geschichte suche ich mir am Anfang von meinen Füllern, Kugelschreibern, Rollerballs, Gelschreibern usw. mehrere aus, die zur Atmosphäre des Romans passen könnten. Für heitere Geschichten verwende ich gerne Glitzerstifte; manchmal kommen sie aber auch bei blutigen oder dramatischen Szenen zum Einsatz. Für den Kaiser von Huwelreich nahm ich zum Beispiel einen Kalligraphie-Füller, da fühlte ich mich gleich selber wie ein kaiserlicher Beamter; außerdem einen zartrosafarbenen Kugelschreiber mit Ornamenten, das brachte mich gleich in richtige Prinzessinnen-Stimmung, und dann noch einen schwarzen Kugelschreiber mit Ornamenten für die Mord- und Beerdigungsszenen.

Vielleicht sollte ich einen eigenen Artikel meinen Schreibgeräten widmen. Dann könnte ich euch die Mittelalterstifte vorstellen, den Wagner-Kugelschreiber, die Steinstifte, den Froschstift, den kleckernden Füller …

Welche Figur ist dir am ähnlichsten? Steckt ein Stück von dir in allen deinen Figuren, oder sind manche Figuren lebenden anderen Menschen nachempfunden?

Gunther ist mir sehr ähnlich. Er ist die einzige Figur, die mir bei der Konzipierung Schwierigkeiten bereitet hat, und das gleich jahrelang! Er stammt ja aus der Nibelungensage, und in fast allen Varianten ist er wankelmütig, zögerlich, passiv und farblos. Eine literarische Figur mit solchen Eigenschaften ist natürlich unerträglich. Aber es gibt nun einmal Leute, die nicht mit funkensprühendem Charisma gesegnet sind, und ich wollte Gunthers Charakter treu bleiben und wollte ihn nicht einfach um 180 Grad verändern. In letzter Verzweiflung wählte ich einen sehr unprofessionellen Ausweg: Ich beschloss, Gunther einem lebenden Menschen nachzubilden, damit er plastischer und lebendiger würde. So weit, so gut. Ich grübelte weiter: Wen kenne ich, der wankelmütig, passiv, ein Jammerlappen und farblos ist? – Oh. Da kenne ich jemanden. Und so kam Gunther zu seinen anderen Eigenschaften: Er betreibt Weiterbildung, er ist introvertiert und will eigentlich nur, dass man ihn in Ordnung findet, er ist wankelmütig, weil er sich in alle Sichtweisen hineindenken kann, er zweifelt ständig an sich selbst und er macht sich täglich tausend Sorgen.

Ansonsten – Ich konzipiere meine Figuren hauptsächlich so, dass sie zur Handlung passen. Ein schüchternes Mädchen würde wohl kaum einen Staatsstreich durchführen, und ein eigensüchtiger Intrigant würde wohl kaum sein Leben für jemand anderen riskieren. Häufig sind meine Figuren zum Teil auch von historischen Persönlichkeiten inspiriert. Zum Beispiel Fernanda von Hohenmeiningen, die Heldin aus „Der Kaiser von Huwelreich“: Ihre eiserne Selbstdisziplin und stete Beachtung der Etikette basiert auf dem Charakter der deutschen Kaiserin Augusta. Sie besaß vollkommene Umgangsformen und umfassende Bildung, war solch ein Muster an höfischer Korrektheit, dass es manche Zeitgenossen gar schon als distanziert empfanden, und zeigte vor allem in den ersten Ehejahren beachtenswerte Größe, verbunden mit Demut: Ihr Verlobter und späterer Gatte Wilhelm I. erzählte ihr immer betrübt von seiner Jugendliebe, die er nicht hatte heiraten dürfen, und Augusta gewann seine Wertschätzung vor allem dadurch, dass sie erklärte, sie wolle in allem seiner Jugendliebe nacheifern, auch wenn sie nie deren Grad an Vollkommenheit erreichen könne … Wilhelm und Augusta gehören übrigens, wie Otto und Johanna von Bismarck, die Salier Heinrich IV. und V., Papst Gregor VII., Richard Wagner und Helmut von Moltke der Ältere, Kaiser Karl V., Franz Joseph, Maximilian I. und Kaiser Wilhelm II. zu meinen historischen Lieblingspersönlichkeiten.

Wo schreibst du am liebsten?

An meinem Schreibtisch. Zum Schreiben brauche ich Ruhe; in einem Café oder an anderen Orten könnte ich nie schreiben, ich könnte mich gar nicht konzentrieren. Schon in der Schule versiegten alle meine Gedanken, wenn mir ein Lehrer über die Schulter sah.

Hast du einen Tipp für angehende Autoren?

Versuche immer, deine Komfortzone zu verlassen. Beschreibe Außergewöhnliches, oder beschreibe das Alltägliche außergewöhnlich. Zeige dem Leser alles, aber lass ihn selber seine Schlüsse ziehen.

Und für Autoren historischer Romane: Recherchieren bis zum Wahnsinn! Und noch darüber hinaus!